"Ricki and The Flash": Meryl Streep rockt

Regisseur Jonathan Demme hat für seinen Film "Das Schweigen der Lämmer" einen Oscar bekommen; Autorin Diablo Cody ist für ihr Drehbuch für den Film "Juno" mit einem Oscar ausgezeichnet worden, Schauspielerin Meryl Streep hat gleich drei Oscars zu Hause stehen. Gemeinsam haben Demme, Cody und Streep jetzt beim Film "Ricki and The Flash" zusammengearbeitet - ein Familienfilm zwischen Komödie und Drama mit Meryl Streep als in die Jahre gekommener Rockmusikerin.

Meryl Streep, Rick Springfield und Mamie Gummer

Meryl Streep, Rick Springfield und Mamie Gummer bei einem Pressetermin im Ritz Carlton, New York

AP/CHARLES SYKES

Morgenjournal, 1.9.2015

Da steht es auf der Bühne, das American Girl. Zerschlissene Jeans, schwarze Schatten um die Augen, lange blonde Haare. Es ist Meryl Streep als jung gebliebene Rock-Mama. Untertags arbeitet Ricky als Kassiererin im Supermarkt, abends steht sie dann mit ihrer Band auf der Bühne und gibt Rockklassiker zum Besten. Doch dann erreicht sie ein Anruf von ihrem Exmann: Ihre gemeinsame Tochter hat Scheidung und Selbstmordversuch hinter sich, und Ricky fährt zurück zu ihrer Familie, die sie vor Jahren verlassen hat.

Es ist eine Familienzusammenführung mit Soap-Qualitäten, und in manchen Momenten - bevor den Szenen die Luft ausgeht - würde man sich wünschen, dass "Ricky and The Flash" nur der Auftakt zu einer Serie ist.

Regisseure Jonathan Demme führt hier die Figuren vor, um später zu beweisen, dass man sich in ihnen getäuscht hat. Am Familientisch wird gekifft, der schwule Sohn kämpft gegen Mamas Homophobie, geplatzte Träume und falsche Entscheidungen werden aufgearbeitet. Familien- trifft auf Bandalltag, aber eingebettet in Hollywoodroutine. So plätschert "Ricky and The Flash" dahin, meistens unterhaltsam, aber ohne bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Außer vielleicht Meryl Streep - zwischendurch - wenn sie auf der Bühne steht, singt und Gitarre spielt. "Ich kann ja eigentlich nicht Gitarre spielen, also musste ich es lernen, und: es hat Spaß gemacht. Wobei es auf der Bühne sehr beruhigend war zu wissen, dass die meisten Musiker, deren Songs ich spiele, schon tot sind - mich nicht mehr hören können", so die 66-jährige Schauspielerin.

Es mag zwar keine Oscar-Rolle sein, zu komödiantisch kostet Streep da manchmal die Rollenklischees und Dialoge aus. Aber wie sehr sie diesem Film dennoch ihren Stempel aufdrückt, merkt man auch daran, dass es selbst in den Interviews mit Regisseur Jonathan Demme kaum ein anderes Thema gibt. Jonathan Demme: "Die Rolle der Ricky zeigt zweifelsohne wieder eine Meryl Streep, wie man sie noch nie zuvor gesehen hat. Und ob als Rockbraut, als Margareth Thatcher oder als Märchenhexe - es ist einfach beeindruckend, wie selbstverständlich sie so unterschiedliche und extreme Charaktere auf die Leinwand bringt."

In einem ihrer nächsten Filme ist Meryl Streep dann übrigens als Florence Foster Jenkins zu sehen - jene wohlhabende New Yorkerin, die sich in den 1930er Jahren als Opernsängerin ohne Talent einen Namen machte.

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