Albertina zeigt Lyonel Feininger und Alfred Kubin

Persönlich getroffen haben sich die beiden vermutlich nur ein einziges Mal. Trotzdem verband die beiden Künstler Alfred Kubin und Lyonel Feininger eine intensive Freundschaft. Zwischen 1912 und 1919 schrieben sich Feininger und Kubin Briefe. Es sind Dokumente eines künstlerischen, aber auch privaten Austausches.

Ausschnitt aus "Spaziergänger" von Lyonel Feininger

Ausschnitt aus "Spaziergänger" von Lyonel Feininger

PRIVATSAMMLUNG

Kulturjournal, 3.9.2015

Heute Abend eröffnet die Albertina eine Ausstellung, die die Künstlerfreundschaft zwischen Lyonel Feininger und Alfred Kubin in den Blick nimmt. Gezeigt werden freilich nicht die erhaltenen Briefe, sondern Gemälde und Grafiken der beiden Künstler.

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Albertina - Lyonel Feininger und Alfred Kubin. Eine Künstlerfreundschaft

"Sehr geehrter Herr College, von den heutigen Zeichnern schätze ich Sie ganz besonders." Diese Zeilen schreibt Alfred Kubin am 25. November 1912 aus dem oberösterreichischen Dorf Wernstein an Lyonel Feininger in Berlin. Kubin wendet sich an den Künstlerkollegen mit dem Vorschlag, Arbeiten auszutauschen. Der Beginn einer jahrelangen, teils intimen Brieffreundschaft. Alfred Kubin, dieser Meister unheimlicher Abgründe, der in seinem grafischen Werk fast postapokalyptische Visionen zu Papier brachte, war zum Beginn der Freundschaft ein gemachter Mann und über die Grenzen Österreichs hinaus als Künstler anerkannt. Lyonel Feiningers Karriere steckt noch in den Kinderschuhen. Dennoch bewunderte Kubin das Werk des Berliner Künstlers.

Die Begegnung zwischen Alfred Kubin und Lyonel Feininger war für beide Seiten bedeutsam. Bis 1919 bleiben die Künstler im regen Briefkontakt. Die Ausstellung "Lyonel Feininger und Alfred Kubin. Eine Künstlerfreundschaft" zeigt allerdings nicht den erhaltenen Briefwechsel, sondern setzt das künstlerische Oeuvre der beiden Zeitgenossen miteinander in Dialog: Da Alfred Kubins düstere Phantasien, in denen sich Tiermenschen und Dämonen tummeln, die so wirken, als wären sie der Welt E.T.A. Hoffmanns entsprungen; dort die weitaus lichtere und humoristische Bilderwelt des Lyonel Feininger.

Allerdings seien die Schnittflächen zwischen Feininger und Kubin nicht offensichtlich, sagt Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder. Zu Beginn seiner Freundschaft mit Alfred Kubin war der spätere Bauhaus-Lehrer Lyonel Feininger vor allem als Karikaturist bekannt. Kubin, der zunächst Erfolgreichere der beiden, förderte den Künstlerfreund.

Die grafischen Arbeiten Alfred Kubins stammen großteils aus den Beständen der Albertina, die über eine umfassende Kubin-Sammlung verfügt. Ergänzt werden die hauseigenen Bestände vor allem mit Leihgaben privater Sammler.

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