Alle Farben Rot

8. April 2017, 21:58

1965 ist ein Schlüsseljahr in Indonesien. Erst zwei Jahrzehnte davor hatte das Land die Unabhängigkeit von den holländischen Kolonialherren erklärt und dann unter Präsident Sukarno eine Republik eingerichtet. Anfang Oktober 1965 wurde Sukarno von General Suharto gestürzt, offiziell wurde der Putsch mit einem drohenden Staatstreich der Kommunisten gerechtfertigt. Der darauf folgenden Kampagne zur Ausmerzung des Kommunismus in Indonesien fielen bis zu einer Million Menschen zum Opfer. Bis heute ist diese Geschichte von staatlicher Seite nicht aufgearbeitet.

1965 ist das zentrale politische Ereignis in Laksi Pamuntjaks Roman. Amba, eine seit jungen Jahren sehr selbständige Frau, nimmt während ihres Studiums einen befristeten Job als Übersetzerin medizinischer Texte in einem Krankenhaus an. Dort verliebt sie sich in den jungen Arzt Bhisma, der im Gegensatz zu Amba sozial und politisch äußerst engagiert ist. Bei einer politischen Veranstaltung, die von der Polizei gestürmt wird, verliert Amba auf der Flucht den Kontakt zu Bhisma. Vergeblich versucht Amba ihn zu finden, und erst 18 Jahre nach dem Ende des Suharto-Regimes erfährt sie die Wahrheit: auf der Molukkeninsel Buru, wo in den 1970er Jahren an die 12.000 politische Häftlinge Zwangsarbeit verrichten mussten.

Im Zuge ihrer Recherchen für den Roman ist Laksmi Pamuntjak selbst mit einem ehemaligen politischen Gefangenen nach Buru gefahren. Sie erlebte so die Insel über seine Erzählungen, denn Spuren der Strafkolonie oder Denkmäler gibt es keine.