Nordkorea: 70 Jahre Kim-Herrschaft

Ein ungewöhnliches Jubiläum feiert heute Nordkorea, das isolierteste Land der Weg: mit der Gründung der kommunistischen Staatspartei begann vor 70 Jahren die Herrschaft die Familiendynastie der Kims, begründet von Kim Il Sung, dem Großvater des heutigen Herrschers.

Mittagsjournal, 10.10.2015

ORF Asien-Korrespondent

Das Regime begeht den Jahrestag mit einer großangelegten Parade in Pjöngjang, an der an prominenter Stelle auch der junge Diktator Kim Jon Un teilnahm. Die kaum verhüllte Drohung, dass es zum Jubiläum einen Raketenstart oder einen Atomtest geben wird, wurde nicht umgesetzt. Möglicherweise eine Folge chinesischen Drucks. Denn China ist als Nachbar zwar ein Verbündeter. Peking hat seine Unzufriedenheit mit den Provokationen aus Pjöngjang jedoch wiederholt geäußert.

Die patriotische Musik aus den Lautsprechern lässt keinen Zweifel: die Brücke über den Yalufluss von China nach Nordkorea erinnert an die heroische Vergangenheit. Im Koreakrieg vor 65 Jahren waren Chinas Mao und Nordkoreas Kim Il Sung Waffenbrüder. Chinesische Soldaten kamen den Verbündeten über denYalufluss zu Hilfe. Jetzt drängen sich chinesische Touristen am Flussufer, die mit Fernstechern gebannt nach drüben blicken, in das bitterarme Nordkorea Kim Jong Uns.

Ich habe das Gefühl, dass Nordkorea so ähnlich ist wie China vor 50 Jahren, meint Su Aina, eine Besucherin aus dem chinesischen Provinz Shandong.
Die geschäftstüchtige Stadt Dandong hat aus Faszination mit dem isolierten Nachbarn Nordkorea einen eigenen Grenzstadtourismus entwickelt.

Jede Art von nordkoreanischen Memorabilia sind am Ufer des Yalu zu kaufen: Kim Il Sung Anstecker, Alkohol, Zigaratten und nordkoreanische Briefmarken. Besonders beliebt sind die koreanischen Geldscheine. Dass sie echt ist, wie der Verkäufer versichert, glaubt niemand.

Besonders beliebt sind Schifffahrten am Yalufluss, ganz nahe kommt man an die Grenze, steht am Plakat. Sogar nordkoreanische Soldatinnen sind zu sehen, versprechen die Veranstalter. Wir fahren mit. Und tatsächlich zeigen sich die nordkoreanischen Grenzer von ihrer besten Seite. Sie winken pflichtbewusst. Und dann tauchen kleinen Boote auf, die anlegen zum Verkauf nordkoreanischer Eier, koreanischen Alkohols und Tabaks. Die kleinen Schmuggelgeschäfte laufen unter den Augen Grenzer ab.

Die Eier aus Nordkorea sind billiger, sagt eine skeptische junge Käuferin, aber vielleicht sind sie ursprünglich aus China nach Nordkorea geliefert wurden und werden jetzt wieder an uns Touristen verkauft.

Wichtiger für Nordkorea ist der wachsende Handel quer über die Grenze. Nordkorea profitiert vom chinesischen Wirtschaftsaufschwung. Im Minutentakt fahren die Lastkraftwägen über die Brücke nach Nordkorea.

Politisch ist die Lage gespannt zwischen Pjöngjang und Peking. Kim Jung Un ist bisher kein einziges Mal in Peking zu Gast gewesen. Das nordkoreanische Atomprogramm mit seinen Raketentest und den Provokationen in Richtung Süden wird von China angelehnt. Der Faszination der chinesischen Touristen mit Nordkorea tun die politischen Probleme keinen Abbruch. Die Penyun Travel Agency gehört zu den Reisebüro , die Gruppenreisen nach Pjöngjang anbieten.

Wie ich das erste Mal dort war habe gesehen, wie arm das Land ist, sagt uns die Reiseveranstalterin He Xialu. Die Touristen fahren hin, weil sie sehen können, wie bei uns vor 50 Jahren das Leben war.

Zahlreiche Hotels und Restaurants auf der chinesischen Seite werden von Nordkorea betrieben. Für Touristen, die sich den Nervenkitzel des echten Grenzübertritts sparen wollen, bietet auch die chinesische Seite am Yalufluss ein großes Angebot nordkoreanischer Folklore.