"4 Könige" - Weihnachten in der Psychiatrie

Eine Weihnachtsgeschichte der anderen Art erzählt die deutsche Regisseurin Theresa von Eltz in ihrem Kinodebüt "4 Könige": Das sind vier Jugendliche, die ihre Feiertage aus unterschiedlichen Gründen in einer psychiatrischen Anstalt verbringen.

4 Könige (Paula Beer, Moritz Leu, Jella Haase, Jannis Niewöhner) auf dem Steg

4 Könige (Paula Beer, Moritz Leu, Jella Haase, Jannis Niewöhner) auf dem Steg

PORT AU PRINCE PICTURES

Kulturjournal, 1.12.2015

"Ein sehenswertes Stück Filmkunst"

Weihnachten in der Jugendpsychiatrie. Die Gänge der Stationen leeren sich, nur vier Jugendliche sitzen noch hier, als hätte man sie vergessen. Der junge Psychiater Dr. Wolf soll die kleine Truppe in den nächsten Tagen betreuen.

Psychologisches Kammerspiel mit fundierter Recherche

Fast fünf Jahre lang hat die Regisseurin Theresa von Eltz gemeinsam mit der Drehbuchautorin Esther Bernstorff an dem Film gearbeitet und dafür recherchiert, Institutionen besucht, mit Betroffenen und Psychiatern gesprochen. Auf Grundlage dieser Informationen entspinnt sich "4 Könige" als psychologisches Kammerspiel rund um die extrovertierte Lara (Jella Haase), die hilfsbereite Alex (Paula Beer), den eingeschüchterten Fedja (Moritz Leu) und den aggressiven Timo (Jannis Niewöhner), der probeweise von der geschlossenen in die offene Station wechselt - sozusagen als vierter König im Bunde. "Dadurch, dass man sie als Könige bezeichnet, werden diese Jugendlichen sozusagen erhöht", sagt von Eltz, "sie sind dann nicht mehr einfach nur die schwierigen Jugendlichen."

Figuren mit Sympathien und Brüchen

Jede der Figuren hat ihre liebenswürdigen Züge und Brüche, jede trägt eine belastende Geschichte mit sich herum, die allerdings nicht auserzählt wird. Anstelle vieler Worte und erschöpfender Erklärungen basiert der Film auf intelligenten knappen Dialogen, kurze Begegnungen mit den Eltern reichen aus, um die dahinterliegenden Familiendramen zu vermitteln. Zwischen den Szenen bleibt viel Raum für Schweigen, der durch den sparsamen Einsatz von Musik noch vertieft wird. Auch die Kamera bleibt zunächst auf Distanz und dringt erst langsam, Schicht für Schicht, von der Schale zum Kern der Figuren vor.

Die vier "weisen" und störrischen Könige

Der Film zeigt weniger den Alltag in der Psychiatrie, sondern vielmehr die Geschichte vier hochsensibler Jugendlicher, die ihre erwachsene Umgebung in Windeseile durchschauen, gleichzeitig aber an deren Reglements und Konventionen beinahe zugrunde gehen. Nur Dr. Wolf durchbricht diese Vielzahl von Regeln und Verboten und stößt mit seinen unkonventionellen therapeutischen Methoden auf Skepsis, Erstaunen und Widerstand bei Kollegen und Patienten. Auch wenn seine Herangehensweise zunächst Früchte zu tragen scheint, gerät der Weihnachtsabend am Ende doch zur Zerreißprobe für alle Beteiligten. Wer sich in der angeblich stillsten Zeit des Jahres tatsächlich nach Besinnung abseits des klischeebeladenen Trubels sehnt, wird in diesen knapp 100 Minuten fündig. Ein sehenswertes Stück Filmkunst.