Flüchtlinge: Langjährige Arbeitsmarktintegration

Die österreichische Wirtschaft braucht dringend Arbeitskräfte. Diese Nachfrage könnte von den Flüchtlingen abgedeckt werden, war zuletzt immer wieder aus der Wirtschaft zu hören. Gegen Jahresende steht nun fest, mit wie vielen Flüchtlingen tatsächlich zu rechnen ist. Laut Experten wird ihre Integration in den Arbeitsmarkt Jahre dauern.

Mittagsjournal, 5.12.2015

"Bis zu 50.000 bleiben in Österreich"

Etwa 85.000 Menschen haben in Österreich in diesem Jahr um Asyl angesucht. Etwa die Hälfte davon wird bleiben, schätzt Heinz Faßmann von der Universität Wien, zuständig für Migrations- und Integrationsforschung: "In Österreich mögen es vielleicht 40. bis 50.000 werden, die dann tatsächlich anerkannte Flüchtlinge oder Flüchtlinge, die man aufgrund der Kriegsereignisse nicht zurückschicken kann, bleiben."

In Deutschland werden es weniger werden, sagt Faßmann, weil "dort viele aus West-Balkan kommen und das sind Personengruppen, die wenige oder fast gar keine Chancen auf Asyl haben." Das betrifft bis zu einem Viertel der Flüchtlinge in Deutschland.

Ausbildung: "Eher geringe Qualifikation"

Ein teilweise falsches Bild gab es bisher über die Ausbildung der Flüchtlinge. "Die ersten Qualifikationsauszählungen zeigen eher eine geringe Qualifikation." So verfügen nur zwei Drittel der Ankömmlinge aus Syrien über eine Primärschulausbildung. Bei den Afghanen sind es noch weniger, teilweise sind sie nicht einmal alphabetisiert. Somit sind viele nicht einmal als Hilfsarbeiter am Arbeitsmarkt unterzubringen, sagt Faßmann.

"Mehrjähriger Integrationsprozess"

Was die Schulungen betrifft, muss man sich wohl auf einen mehrjährigen Integrationsprozess einstellen, sagt Faßmann. "Wir werden mit der Gruppe der 2015 gekommenen Asylwerbern sicherlich in den nächsten drei bis fünf Jahren einiges an Maßnahmen setzen müssen, damit diese Arbeitsmarktintegration gelingt und bei manchen wird es auch noch länger dauern."

In Österreich werde man mit einigen hundert Millionen Euro für bedarfsorientierte Mindestsicherung rechnen müssen, sagt Faßmann: "Wir werden nicht jedes Jahr mit erheblichen Zuwanderungszahlen im Asylbereich fertig werden können." Gelingt es nicht, die Menschen in die Erwerbstätigkeit zu bringen, drohen soziale Probleme, warnt der Integrationsexperte.