Erzählung von Franz Weinzettl

An der Erde Herz geschmiegt

Auf den von Mauern umschlossenen Gräberfeldern mehrerer Städte und Dörfer spielt die jüngste Erzählung von Franz Weinzettl. Dort treibt sich die Hauptfigur des Buchs herum. Franz W. heißt sie, in Anlehnung an den Namen des Autors. Eine Tarnung, die doch offenlegt, wie nah sich Weinzettl in diesem Buch kommt.

Regentropfen auf der Blüte einer roten Mohnblume

APA/dpa/Federico Gambarini

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Franz Weinzettl, "An der Erde Herz geschmiegt", Erzählung, Edition Korrespondenzen

Während andere in ihrer Freizeit beim Wandern oder bei Yoga Entspannung suchen und auf diese Weise zu ihrer inneren Mitte zurückfinden, zieht dieser Franz W. feste Schuhe an, nimmt seine Jacke von Haken und packt einen kleinen Rucksack: Die Kamera muss mit, ein Regenschirm, der Stadtplan und ein Jausenbrot. Nun kann es losgehen. Eine Reise mit klarem Ziel und offenem Ausgang. Sobald Franz W. die Tore der Friedhöfe passiert hat, fühlt er sich wie befreit.

Er will niemandem begegnen, mit niemandem plaudern. Allein der imaginäre Dialog mit den Toten zählt. Auch das Selbstgespräch ist leise und vorsichtig. Ein paar Erinnerungen an die Großmutter und Mutter, der Besuch bei entfernten Verwandten, die Trauer darüber, dass sich einer seiner Klienten oder Patienten umgebracht hat: Mehr ist da nicht, was auf die Biografie des Autors verweisen könnte, der auch Psychotherapeut ist.

Franz Weinzettl liefert sich den Leserinnen und Lesern nur ungern aus, wie es scheint. Seine Prosa ist altmodisch-zurückhaltend, fast schon aus der Zeit gefallen, wie man meinen möchte. Dass man den Schriftsteller 2005 mit dem Hermann-Lenz-Preis ausgezeichnet hat, versteht man bei der Lektüre dieser Erzählung einmal mehr.