Im Journal zu Gast: Ministerin Heinisch-Hosek
Bildungs- und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek von der SPÖ kämpft mit der Herausforderung der Bildungsreform. Die Reform der Schulverwaltung und der Volksschule will sie trotz des Widerstands des Koalitionspartners weiter vorantreiben. Im Interview mit Stefan Kappacher bricht sie erneut eine Lanze für die gemeinsame Schule für die Sechs- bis Vierzehnjährigen ohne Unterscheidung von Ethnie, Nation und Klasse.
8. April 2017, 21:58
APA/Georg Hochmuth
Mittagsjournal, 20.02.2016
Heinisch-Hosek beharrt auf Volksschulreform
Eine Volksschule ohne Noten, auch weitgehend ohne Sitzenbleiben. Das ist eines der Themen an dem sich die Koalition reibt. Heinisch-Hosek beharrt trotz ablehnender Haltung der ÖVP auf ihrem Vorschlag für die Volksschulreform. Grundsätzlich keine Noten mehr in den ersten drei Klassen und auch kein Sitzenbleiben, das sei das Gebot in einem modernen Schulwesen, so Heinisch-Hosek: Das Sitzenbleiben führe im Jahr danach nicht unbedingt zu besseren Ergebnissen, das sei auch die Meinung vieler Experten, so Heinisch-Hosek. Mit der Volksschulreform soll bis zur dritten Klasse das Sitzenbleiben weitgehend abgeschafft werden. "In Einzelfällen werde es vielleicht unumgänglich sein, aber prinzipiell sollte das bis zum achten Lebensjahr nicht mehr der Realität entsprechen", sagt Heinisch-Hosek.
Leitfaden für Lehrer bei kulturellen Problemen
10.000 Flüchtlingskinder in den Schulen, das führt nicht nur zu Raumproblemen in den größeren Städten, sondern auch zu kulturellen Differenzen, mit denen die Lehrer zu kämpfen haben. Das Bildungsministerium bringt jetzt einen Leitfaden für die Pädagogen heraus, der in den gängigsten Herkunftssprachen wie Arabisch und Farsi abgefasst ist. Bei kulturellen Problemen mit Flüchtlingskindern soll dieser Leitfaden helfen. Zudem sollen mobile mehrsprachige Teams auch mit den Eltern Kontakt aufnehmen, kündigt Heinisch-Hosek an. "Da gehe es auch um die Regeln unseres Zusammenlebens, die Menschen die zugewandert sind, vielleicht noch nicht kennen", so Heinisch-Hosek.
Heinisch-Hosek sieht bei Modellregionen Spielraum
Modellregionen für die gemeinsame Schule sollen nicht mehr als 15 Prozent der Schulstandorte umfassen, hat die Koalition vereinbart. Die ÖVP beharrt darauf und geht davon aus, dass Zugeständnisse an die Opposition nicht notwendig sind, weil eine einfache Mehrheit für den Beschluss reicht. SPÖ-Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek bezweifelt das und sieht bei den Modellregionen Spielraum. "Wenn mehr entsteht, sei sie die Letzte die dagegen ist", sagt Heinisch-Hosek. Und: Einfache Mehrheit oder Verfassungsbestimmung, das sei legistisch noch nicht ganz ausgegoren. Da gebe es derzeit unterschiedliche Meinungen und da werde auch der Verfassungsdienst des Bundes noch eine Meinung abgeben, so Heinisch-Hosek.