"Birnenkuchen mit Lavendel" im Kino

Eine romantische Komödie in der sonnigen Landschaft Südfrankreichs, mit Lavendelfeldern und Obstbäumen - das ist der Rahmen von "Birnenkuchen mit Lavendel", des sechsten Spielfilms von Eric Besnard.

Kulturjournal, 11.3.2016

Es gibt Geschichten, wo der Zuschauer relativ schnell weiß, wie sie ausgehen werden. Louise, eine hübsche, junge Witwe führt alleine den Landwirtschaftsbetrieb, den ihr ihr bei einem Sportunfall tödlich verunglückter Mann hinterlassen hat. Obstplantagen und Bienenzucht werfen nicht genug ab, sie hat hohe Schulden und muss sich außerdem um die Erziehung ihrer beiden halbwüchsigen Kinder kümmern. Der Nachbar Paul hat ein Auge auf sie geworfen, er will ihr helfen - allerdings nicht ohne Gegenleistung.

Eines Tages fährt sie auf einer kleinen Landstraße einen Mann an. Sie will sich um den nur Leichtverletzten kümmern, doch seine Reaktion ist ungewöhnlich. Es wird sich herausstellen, dass Pierre am Asperger-Syndrom leidet, einer Form von Autismus. Regisseur Eric Besnard: "Für mich ist es mehr eine Liebesgeschichte als eine romantische Komödie. In diesem Genre geht es um die Natur der Hindernisse, die den Film ausmachen. In ‚Romeo und Julia‘ z.B. sind es die gesellschaftlichen Unterschiede. Hier gibt es einen Unterschied zwischen den beiden, dass Menschen mit Asperger-Syndrom nicht berührt werden wollen. Einen Liebesfilm zu machen, in dem einer der beiden nicht berührt werden will, das war schon eine witzige Herausforderung."

Die Kraft des Fragilen

Eric Besnard wollte aber keinen Film über Autismus machen: "Ich wollte einen Film über die Kraft des Fragilen machen - mit einem Helden, der zerbrechlich ist. Und einen sinnlichen Film über die Versöhnung mit dem Jetzt, der Fähigkeit zum Staunen, die wir als Kinder alle haben und mit der Zeit verlieren. Und so suchte ich eine Figur, die für all das steht. Meine Frau arbeitet als Psychiaterin mit autistischen Kindern. Ich habe mich informiert und dokumentiert, und so bin ich auf eine Figur mit Asperger gekommen."

Pierre hat besondere Fähigkeiten: Er ist hypersensibel, hat eine starke Beziehung zur Natur, und ist ein Mathematik-Genie. Außerdem sagt er immer die Wahrheit und das ohne Rücksicht auf Verluste, was auch durchaus komische Effekte hat. Über den idyllischen Postkartenbildern der nördlichen Provence hängen allerdings Wolken: Für Louise sind es die Schulden und die Gefahr, dass sie ihr Haus und Grundstück verkaufen muss, und Pierre riskiert die Einweisung in eine Anstalt. Spannungselemente in einem modernen Märchen.

Drehbuch zu "Made in France"

Als Regisseur hat Eric Besnard schon für einige Komödien firmiert, doch er hat sich auch international einen Namen als Drehbuchautor gemacht. Und da wechselt er das Genre: Er hat Thriller mit Nicolas Boukhrief geschrieben oder einen Science-Fiction-Film für Mathieu Kassowitz. Eines seiner jüngsten Projekte hat viel Staub aufgewirbelt. "Made in France" (Regie Nicolas Boukhrief) handelt von einem Journalisten, der sich in die Dschihadisten-Milieus der Pariser Banlieue einschleust und dabei einen Attentatsplan aufdeckt. Allerdings wird er dann selbst in dieses Milieu verstrickt. "Made in France" wurde 2014 gedreht und sollte im vergangenen November in die Kinos kommen. Doch wegen der Attentate des 13. November u.a. auf das Bataclan wurde der Film zurückgezogen, es gab zu viele Parallelen zu der Attentatsserie.

Eric Besnard: "'Made in France' hat nichts mit einer Vorahnung zu tun: Mohammed Merah das war vor drei Jahren, er hatte bei einer Anschlagsserie in Südfrankreich sieben Menschen erschossen, u.a. vor einer jüdischen Schule; der algerische Terrorist Khaled Kelkal, das war vor 20 Jahren. Regisseur Nicolas Boukhrief und ich haben uns zusammengesetzt und gesagt, dass wir da etwas machen müssen. Hätten wir 1932 oder 34 nicht etwas über die SA gemacht? Ist es nicht unsere Rolle als Künstler zu sagen, dass da ein Problem entsteht?

Als wir unser Projekt vorgeschlagen haben, hat man uns gesagt: 'Die werden euch umbringen!' Und wir haben geantwortet: gerade deswegen müssen wir diesen Film machen! Außerdem haben die nichts verstanden: Unser Zugang war, ein Moslem, der bei diesen jungen Franzosen feststellt, dass sie keine Ahnung vom Islam haben. Es war unheimlich schwer, den Film zu machen, und schließlich stand er im Rampenlicht, weil er zu einem sehr speziellen Moment herauskommen sollte." Schließlich konnte der Film dann "on demand" im Jänner bei einem Privat-Fernsehsender gesehen werden. Die beiden Autoren haben das nicht als Zensur empfunden, erzählt Ertic Besnard.