Trump staatstragend

Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump ist eigentlich dafür bekannt, dass er bei Wahlkampfauftritten tausende Anhänger aufputscht, hat es gestern einmal staatstragend probiert. Am Tag nach fünf großen Vorwahlsiegen, die Trump der Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten näher gebracht haben, hat er eine Rede zu seiner künftigen Außenpolitik gehalten. Seine Motto dabei: Amerika zuerst.

Morgenjournal, 28.4.2016

Aus den USA,

Wenn Donald Trump einmal Präsident ist, wird alles anders. Denn jetzt kenne die amerikanische Außenpolitik weder Ziel noch Richtung. Unter einem Präsidenten Donald Trump würde dagegen alles einem Leitmotiv untergeordnet.

Amerika zuerst heißt zunächst, dass die USA nicht mehr die Hauptlast der Verteidigungsausgaben des Westens schultern würden. Nur vier von 28 NATO-Ländern würden für die Verteidigung so viel ausgeben wie das Bündnis eigentlich vorsehe, rechnet Trump vor: Wir haben Billionen Dollar für Flugzeuge, Raketen, Schiffe und Ausrüstung ausgegeben, um für Europa und Asien eine starke Verteidigung aufzubauen. Die Länder müssen dafür zahlen oder sich selbst verteidigen.

Auf Einladung des Außenpolitik-Fach-Magazins The National Interest spricht Donald Trump im Washingtoner Luxushotel Mayflower. Anders als bei seinen Wahlkampfauftritten liest er vom Teleprompter. Das wirkt anfangs fast etwas verunsichert. Im Lauf der Rede finden sich dann aber viele Versatzstücke aus dem Wahlkampf: vom Stopp der Aufnahme moslemischer Flüchtlinge aus Angst vor Terrorimport bis zur Notwendigkeit, das Militär wieder zu stärken: Unser Militär ist entkräftet und wir reden vom Klimawandel.

Die Rede ist der Versuch, präsidentieller zu erscheinen als im Wahlkampf, in dem Trump auch republikanische Parteigänger immer wieder verstört. Den Mauerbau zu Mexiko erwähnt Trump nicht. Und bei aller Kritik am Atomdeal mit dem Iran - von der Rücknahme des Vertrags ist keine Rede.

Präsident Obama und der demokratischen Präsidentschaftskandidatin, Ex-Außenministerin Hillary Clinton, wirft Trump vor, im Nahen Osten Chaos hinterlassen zu haben, aus dem die Terrormiliz IS entstanden sei.

Aus dem Vorwurf, keine konkreten Lösungen für den Kampf gegen die IS-Terroristen anzubieten, macht Trump hier eine Tugend. Weniger vorhersehbar müsse Amerika werden. Ein Anspruch, den Donald Trump selbst bisher erfüllt hat.