Schulärzte schlagen Alarm
Heute findet zum zweiten Mal der jährliche Österreichische Schulgesundheitskongress in Wien statt. Schulärztinnen und Schulärzte besprechen dort die Themen, mit denen sie in ihrer Arbeit täglich konfrontiert sind. Von schlechter Luft in Schulklassen bis zu chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Fehlhaltungen oder Schmerzen. Früh einzugreifen ist nicht nur für die Betroffenen wichtig, sondern auch fürs Gesundheitssystem, mahnt die Ärzteschaft.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 29.4.2016
Ein Kind hat Kopfweh, einem anderen ist schlecht, das nächste steht weinend vor der Türe - so beschreibt Judith Glatzer, Schulärztin und Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Schulärzte einen typischen Vormittag.
Aber Schule ist nicht gleich Schule. In vielen Berufsbildenden Höheren Schulen, kurz BHS, sehen die Schulärztinnen und Schulärzte mehr langfristige Probleme als am typischen Gymnasium, sagt Glatzer: beobachten könne man Übergewicht verstärkt, auch das Rauchen ist ein Thema.
Die Gründe will Glazer dabei nicht bei Faktoren wie sozialer Herkunft oder Bildungshintergrund suchen. Es zeigt einfach, wie wirksam und wichtig Gesundheitsbildung ist: "Tatsache ist, dass an der BHS kein Biologieunterricht in der Regel stattfindet, und die Turnstunden ganz minimal besetzt sind. Ein Gymnasium hat durch das Implementieren von vielen Gesundheitsthemen in verschiedenen Anteilen eine bessere Unterstützung".
Die Politik vergebe hier eine Chance - denn Vorbeugen ist billiger als sich um Folgeerkrankungen zu kümmern, sagt Glazer. Aber für jede Schülerin und jeden Schüler egal welcher Schulform kann ein rechtzeitiges Eingreifen durch den Schularzt auch im Alltag das Leben leichter machen.
Etwa ein Drittel der Schüler brauche irgendwann Unterstützung. Viele leiden sogar unter chronischen Problemen oder Krankheiten, sagt Umwelt- und Jugendmediziner Hans Peter Hutter von der MedUni Wien: "Ungefähr zehn bis zwanzig Prozent der Schülerinnen und Schüler haben ein chronische Erkrankung. Es geht um Diabetes, es geht um Epilepsie zum Beispiel, um Erkrankungen, die ja für Lehrerinnen und Lehrer nicht einfach sind."
Und dann kommt es leicht zu Unsicherheiten und Ängsten - was macht man, wenn ein Kind nicht so gesund ist wie andere, sich mehr abmüht, vielleicht im Notfall eine Insulinspritze, ein Medikament braucht? Hier muss der Schularzt auch die Lehrer beraten: "Denn sonst kommt man in ein Fahrwasser, wo man sagt, das Kind darf dann nicht bei den Turnstunden teilnehmen, na lieber nicht mit auf den Schulskikurs nehmen."
Die Kinder würden dann in Folge auch von der Klassengemeinschaft ausgegrenzt, sagt Hutter. Dabei könnte ein Gespräch mit dem Schularzt schon helfen.