Gier und Geld: "Money Monster" im Kino

Wer Ratschläge für den Kauf von Aktien sucht, kann entweder diverse Börsenblätter studieren oder das Fernsehen konsultieren. In den USA gibt es längst eigene Shows, in denen die Börse als Unterhaltungsevent dargestellt wird. So auch im Film "Money Monster" von Jodie Foster, in dem die Show eines zwielichtigen Moderators plötzlich aus dem Ruder läuft.

Morgenjournal, 25.5.2016

Der Kleinaktionär als Wutbürger

Gegen den Börsenshow-TV-Moderator Lee Gates (George Clooney) ist der vielzitierte Gebrauchtwagenhändler geradezu die Reinkarnation der Seriosität. Zynismus ist der ständige Begleiter des Mannes in den 1000-Dollar-Anzügen, der Woche für Woche zwischen Tanz- und Boxeinlagen, naja nicht gerade die zuverlässigsten Anlageempfehlungen gibt. Weil auch ein junger Mann (Jack O'Connell) Lee Gates geglaubt und die Erbschaft von seiner Großmutter investiert hat und weil seine Nerven parallel zum Aktienkurs in den Keller sausen beschließt er einen Besuch im Fernsehstudio, um den Moderator als Geisel zur Rede zu stellen.

Marketing-Lügen und PR-Gequatsche

Der Kleinaktionär als Wutbürger. Unter dem Zwang roher Gewalt im Studio beginnt der Film "Money Monster" Zusammenhänge in der Börsenwelt aufzurollen, also Hintergründe zu Finanztransaktionen, zu ungenierten Kursmanipulationen, zu vorsätzlichen Marketing-Lügen und dreistem PR-Gequatsche, schließlich zu den Zusammenhängen zwischen Medien- und Finanzwelt. Regisseurin Jodie Foster balanciert zwischen Wirtschaftskrimi, Kidnapping-Spannung und Charakterverdichtungen, ist aber auch stets bereit für Seitenhiebe auf das Show-Business. Denn so eine Geiselnahme im Fernsehstudio schreit doch geradezu nach improvisiertem Reality-TV.

Unvermuteter Charakterwandel

Die Suche nach der Wahrheit, die Besinnung auf tauglichen Journalismus und die Moral übernehmen schließlich das Kommando, klare Opfer-Täter-Muster lösen sich auf. Am Ende ein Läuterungsprozess für den Fernsehkasperl. Dringend glaubwürdig ist dieser unvermutete Charakterwandel, ist diese Absolution nicht. Auch sonst bleibt der Film Money Monster ein wenig zwischen den Stühlen, einerseits ein Versuch von Aufklärung, aber andererseits nur ja nicht zu viel der Komplexität hinter den Kulissen. Wir sind ja hier schließlich im Kino und nicht bei der Börsenaufsicht. Und eines Eindrucks kann man sich wieder einmal nicht erwehren: Nicht das Geld ist das Monster, sondern die Gier.