"Der Moment der Wahrheit" im Kino

Als im US-Wahlkampf des Jahres 2004 zwei hochrangigen CBS-Journalisten brisante Dokumente über die Militärzeit Bushs auf Sendung brachten, überschlugen sich die Ereignisse. Davon handelt das Journalistendrama "Der Moment der Wahrheit" - mit den Oscar-Preisträgern Cate Blanchett und Robert Redford in den Hauptrollen.

Cate Blanchett

CONSTANTIN FILM

Mittagsjournal, 30.5.2016

Brisante Dokumente

Bei den US-Präsidentschaftswahlen 2004 trat der amtierende George W. Bush gegen seinen demokratischen Herausforderer John Kerry an. Im Wahlkampf wurde zwei hochrangigen CBS-Journalisten brisante Dokumente über die Militärzeit Bushs zugespielt. Als sie das Material auf Sendung brachten, überschlugen sich die Ereignisse.

Die Aufdeckungsjournalistin Mary Mapes und CBS-Nachrichtensprecher Dan Rather waren ein eingespieltes und schlagkräftiges Team. So deckten sie im April 2004 die Folterpraktiken amerikanischer Soldaten im Gefangenenlager Abu Ghraib auf. Kurz darauf tritt ein Informant an Mapes heran: mit Dokumenten über die Militärzeit George W. Bushs. Danach hätte sich Bush, um dem Einsatz in Vietnam zu entgehen, in die texanische Garde versetzen lassen, hatte seinen Dienst dort aber nicht angetreten.

"Das war eine brisante Geschichte", sagt die Darstellerin der Mary Mapes, Cate Blanchett, "denn wenn sich herausgestellt hätte, dass sie stimmt, hätte das bedeutet, dass Bush dem Militärdienst unentschuldigt ferngeblieben ist. Damit wäre er vorbestraft gewesen und hätte nicht Präsident der USA werden können."

Dan Rathers Raubtierinstinkt

CBS-Anchorman Dan Rather war damals bereits ein alter Medienhase jenseits der 70. Er hatte als erster von der Kennedy-Ermordung berichtet und als erster die Schrecken des Vietnam-Kriegs in die amerikanischen Wohnzimmer gebracht.

Sein Darsteller im Film ist Robert Redfod: "Er besaß einfach Qualitäten, die man bei den meisten anderen nicht fand. Für mich hatte das mit seiner Herkunft zu tun. Er stammte aus einer texanischen Arbeiterfamilie und hatte sich von dort hinaufkämpfen müssen. Und der Grund, warum er sich behaupten konnte, war seine respektvolle Art, die ihn von seiner Umgebung unterschied. Gleichzeitig besaß er aber diesen Raubtierinstinkt, mit dem er sich auf die Suche nach der Wahrheit machte und diese Kombination fand ich hochinteressant."

Zweifel nach der Sendung

Unter äußerstem Zeitdruck recherchiert das Team rund um Mary Mapes die Geschichte, doch nachdem das Material auf Sendung gegangen ist, tauchen Zweifel an dessen Authentizität auf. Was folgt, ist ein ungeheurer Shit-Storm, der auf die Aufdeckungsjournalisten niedergeht. Robert Redford: "Mary und Dan blieben auf der Stecke, weil ihnen die Unterstützung ihrer Bosse fehlte. Die buhlten nämlich um die Gunst genau der Politiker, gegen die Mary und Dan ermittelten.

Mit der Darstellung der Ereignisse in "Der Moment der Wahrheit" waren Dan Rather und Mary Mapes sehr, die CBS-Bosse, die die beiden vor die Tür gesetzt hatten, weit weniger zufrieden. Was das Kinopublikum angeht, wird es mit der Dramatik des Geschehens seine Freude haben, auch wenn die Heiligenscheine der Journalisten-Ikonen Dan Rather und Mary Mapes ein wenig zu aufdringlich glänzen.

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