Reine Flüchtlingsklassen in Wien

Die Integration von Flüchtlingskindern bleibt eine Herausforderung, bis 15 Jahre sind alle, die im Land sind, schulpflichtig. Die Politik, insbesondere die SPÖ, sagt da seit Jahren: Es soll keine reinen Flüchtlingsklassen geben. Trotzdem gibt es sie - und zwar zum Teil sogar mehr als noch vor wenigen Monaten. Das zeigt sich insbesondere in Wien, aber auch in Nieder- und Oberösterreich.

Morgenjournal, 3.6.2016

Im Bildungsministerium schätzt man aktuell, dass es bis zum Sommer gut 14.000 Flüchtlingskinder an den Pflicht- und höheren Schulen sein werden. Zu Schulbeginn im Herbst 2015 waren es rund 6.000.

Nicht nur in Wien

Zehn Flüchtlingsklassen waren es zu Semesterbeginn in Wien, jetzt sind es 17 - drei an Volksschulen und 14 an Neuen Mittelschulen. Es geht nicht anders, die gemischten Klassen seien voll, sagt Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorszky: im letzten Schuljahr gab es 570 Kinder in Pflichtschulen, heute seien es 3.000.

Wolle man alle Flüchtlingskinder in den Regelklassen unterbringen, dann hätte man diese bestehenden Klassen auflösen müssen, sprich: trennen. Denn die maximale Schülerzahl von 25 ist fast überall erreicht. Czernohorszky sagt, man könne unter dem Jahr bestehende Klassen trennen oder warten, bis das nächste Mal eine neue Klasse eröffnet wird. Und das nächste Mal heißt in diesem Fall: zu Schulbeginn im Herbst. Dann werden fast alle Flüchtlingskinder in gemischten Klassen Platz finden. Ganz verschwinden werden die Flüchtlingsklassen aber auch dann nicht, glaubt Czernohorszky.

Die rot-grüne Stadtpolitik lehnt eigene Flüchtlingsklassen traditionell ab - genauso wie das SPÖ-geführte Unterrichtsministerium. Der Wiener Stadtschulratspräsident spricht von Übergangslösungen. Wann damit Schluss sein wird, ist aber noch nicht klar.

Und auch in anderen Bundesländern gibt es eigene Klassen für Flüchtlingskinder. Etwa in Niederösterreich. Hier sind es laut Landesschulrat ein Dutzend Flüchtlingsklassen mit mehr als 200 Schülern und Schülerinnen. Es sei nicht nur ein Nachteil, wenn Flüchtlingskinder separat von den anderen unterrichtet werden, sagt Landesschulratspräsident Johann Heuras. Denn, es sei eine Illusion zu glauben, man müsse alle in Regelklassen unterbringen. Sie könnten dem Unterricht nicht folgen und müssten zuerst einmal Deutsch lernen.

Heuras setzt jetzt auf die sogenannten Sprachstart-Gruppen, die die Bundesregierung plant. Hier sollen Flüchtlingskinder ab Herbst statt in den Pflichtfächern in Deutsch unterrichtet werden - und zwar elf Stunden in der Woche separat von den anderen.

Auch in Oberösterreich gibt es eigene Flüchtlingsklassen - laut Landesschulrat insgesamt zwölf an Volks- und Neuen Mittelschulen. Zwei mehr als noch vor wenigen Monaten, obwohl auch hier der Flüchtlingsstrom insgesamt nachlässt.