Pharmafirmen zu mehr Transparenz bereit
Das Verhältnis zwischen Pharmaindustrie und Ärzten gilt als etwas anfällig für Korruption. Die Pharmafirmen in der EU haben sich deshalb auf eine freiwillige Offenlegung ihrer Zahlungen an Ärzte und Spitäler per Ende Juni geeinigt.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 22.6.2016
Die Pharmaindustrie hat in Österreich im Vorjahr rund 100 Millionen Euro bezahlt an Ärzte und Spitäler. So der Stand derzeit laut dem Pharma-Verband Pharmig. Auch dadurch seien Medikamente gegen Krebs und Kreislauferkrankungen massiv verbessert worden, sagt Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber. 54 Millionen seien in Forschung und Entwicklung geflossen. Am 30.Juni veröffentlicht jede Pharmafirma die Zahlen im Internet - aber nicht an wen Forschungsgelder geflossen sind, wir wollen keine Rückschlüsse auf den Art und den Bereich der Forschungsprojekte geben, weil wir als Pharmafirmen auch Wettbewerber untereinander sind," sagt der Pharmig-Generalsekretär.
Es geht also um Betriebsgeheimnisse, könnte man sagen. Weitere 27 Millionen sind in Sponsoring - etwa von Ärztefortbildungen samt Hotelaufenthalten geflossen und 20 Millionen für Vorträge von Ärzten. In diesen beiden Bereichen gibt´s den nächsten Haken der Pharma-Transparenzinitiative - den in Österreich stark ausgeprägten Datenschutz. Huber: "Wir wollen sehr wohl pro Arzt und Ärztin die Zusammenarbeit individuell darstellen. Aber wir müssen die Datenschutzbestimmungen einhalten. Und das bedeutet, dass wir vor einer Veröffentlichung die Zustimmung von Arzt bzw. Ärztin haben müssen - aber auch die Zustimmung der jeweiligen Institution."
Etwa 50 % der Ärzte habe der Veröffentlichung zugestimmt, schätzt Huber - 20 Prozent, schätzt die Anti-Korruptions-Initiative Transparency. In Österreich sei Transparenz bei privaten Einnahmen wenig ausgeprägt, meint Ärztekammer-Vizepräsident Karl Forstner: "Es ist ein Kulturwandel, den wir für notwendig erachten. Transparenz schafft vertrauen. Und ich bin sicher, dass wir das Selbstbewusstsein der Ärzteschaft steigern werden, dass Leistungen auch berechtigen, dafür geld zu bekommen und es nicht unanständig ist, wenn das sichtbar wird."
Aber wie soll mögliche Korruption belegt werden, wenn die Pharmafirmen nur Gesamtsummen bekannt geben? Eva Geiblinger, Vorstandsvorsitzende von Transparency International meint: "Ein bisschen ist es so jetzt: Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass." Transparency werde die Offenlegungen genau beobachten: "Vielleicht geht´s freiwillig, soost sollten wir über ein Gesetz in diese Richtung nachdenken," wie in den USA.
Übrigens, der britische Pharmakonzern GlaxoSmithKline macht vor, wie es auch gehen kann: Jeder österreichische Arzt, der Geld von Glaxo für einen Vortrag oder eine Fortbildung bekommt, muss halt schon vorher zustimmen, dass die entsprechenden Daten später veröffentlicht werden.