Brexit: "Österreichische Firmen gelassen"

Österreichische Unternehmen mit Niederlassungen in Großbritannien reagieren eher gelassen auf das "Brexit"-Votum. Der österreichische Handelsdelegierte in London, Christian Kesberg, sagt: Die meisten dieser Firmen setzen auf "business as usual". Manche könnten sogar vom niedrigen Kurs des britischen Pfunds profitieren.

Morgenjournal, 27.6.2016

Handelsdelegierter Kesberg im Gespräch mit

Tafel mit Wechselkursen

APA/AFP/DON EMMERT

"Nichts ist neu, alles vorhergesagt"

"Der Überraschungseffekt durch das Brexit-Votum ist gering", sagt der österreichische Handelsdelegierte in London Christian Kesberg. Die möglichen Folgen seien längst vorhergesagt worden. „Wie erwartet hat der Premier abgedankt, die Finanzmärkte reden offen über Abwanderung und die Schotten bereiten ein neuerliches Referendum vor. Nichts ist neu. Alles hat man schon prognostiziert.“

"Österreichische Firmen gelassen"

Auch was die österreichischen Firmen mit Aktivitäten in Großbritannien betrifft zeigt sich Kesberg demonstrativ unaufgeregt: „Die österreichischen Unternehmen reagieren überraschend gelassen“, sagt er im Ö1-Interview. „Ich habe mit einer Vielzahl an Leitern österreichischer Niederlassungen in Großbritannien in den letzten Tagen gesprochen. Die meisten sind der Auffassung, dass die Wechselkurs-Volatilität kurzfristig das größte Problem sein wird. Das verschreckt Kunden und macht die Planung schwierig.“

"Business as Usual"

Die meisten österreichischen Firmen mit Niederlassungen in Großbritannien setzen laut Kesberg auf „Business as Usual“, Abwarten was passiert, sich dann auf die Bedingungen einstellen. „Viele wissen, dass sie Nischen-Anbieter sind, die nicht wirklich ersetzt werden können. Also Angst vor der Zukunft gibt es hier nicht besonders viel“, sagt Kesberg.

Überhaupt meint der Handelsdelegierte in London, dass die realwirtschaftlichen Folgen des Brexit laut übereinstimmenden Aussagen von Ökonomen nicht so gravierend ausfallen würden. Es gebe seit langem Modellrechnungen: „Ein Wachstumsknick in Großbritannien, eine kurzfristige Rezession, dann „anämisches Wachstum“ bis 2020 und von da an wieder abgeflachtes aber durchaus vorhandenes Wachstum."