Fette EU-Förderung gegen niedrigen Milchpreis?
Durch EU-Förderungen für die Verwendung von Butterfett will Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) den Milchpreis anheben. Lebensmittelproduzenten sollen dadurch mehr Butterfett verwenden statt Palmöl. Er will die Idee beim aktuellen Treffen der EU-Agrarminister in Luxemburg einbringen. Das Ziel ist wohl, so bei den Milchbauern zu punkten und ihnen zu helfen. Experten sind aber skeptisch.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.6.2016
Wirtschaftskammer: Butterfett ist zäh und teurer
In einer Kugel Erdbeer-Eis ist es drinnen, genauso in einem Schokoriegel, oder in Plundergebäck. Palmöl ist als Fett beliebt. Es ist geschmacksneutral und leicht zu verarbeiten. Mit Butterfett oder Butterschmalz sei das anders, schildert Oskar Wawschinek, der Sprecher der Lebensmittelindustrie in der Wirtschaftskammer.
„Zusätzlich hat Butter spezifische Eigenschaften in Bezug auf Geschmack und Verarbeitung. Das heißt das Palmöl ist in vielerlei Hinsicht einfacher.“ Es ist auch billiger, Butterfett koste dreimal mehr als Palmöl.
Auch neue Verpackungs-Aufschriften nötig
Aber genau über den Preis will Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter Butterfett attraktiver machen. Geplant sind Förderungen für Hersteller, die Butterfett verarbeiten. Dass diese deshalb vom Palmöl ablassen, bezweifelt Oskar Wawschinek. Die Produzenten müssten alle Rezepturen ändern. „Das bedeutet einen mehrfachen Aufwand - nicht nur was die Produktionsprozesse betrifft. Die Betriebe müssten auch die Kennzeichnung auf den Verpackungen ändern. Das verursacht also einen sehr hohen Aufwand, unabhängig vom Rohstoff.“
Auch WIFO-Experte zweifelt an Wirksamkeit
Auch Agrarökonom Franz Sinabell vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO zweifelt an der Wirksamkeit einer Butterfett-Stützung. Kaum ein Produzent werde etwa für sein Speise-Eis von Palmöl auf Butterfett umsteigen. Einzig Hersteller, die schon jetzt mit Butterfett arbeiten, würden von einer Förderung profitieren, meint er. „Man kann erwarten, dass der Milchpreis wahrscheinlich in einem ganz, ganz kleinen Bereich angehoben wird“, meint Sinabell.
Rupprechter erwartet höhere Preise
Landwirtschaftsminister Rupprechter sieht das anders. Er erwartet sich kurzfristig mehr Butterfett-Käufe und damit höhere Preise am Milchmarkt. Er legt den Vorschlag der Butterfett-Förderung heute seinen EU-Amtskollegen vor, beim Agrarministertreffen in Luxemburg.
Stimmen EVP-Minister zu?
Agrar-Ökonom Sinabell gkaubt, „dass dieser Vorschlag wahrscheinlich nicht viele Unterstützer finden wird. Denn das wäre ein Signal dass die EU-Politik stärker als zuletzt angedacht am Markt intervenieren möchte.“ Aus dem Büro des Landwirtschaftsministers hingegen heißt es, die Agrarminister der europäischen Volkspartei würden den Vorschlag unterstützen. Völlig offen ist, wie viel Geld die EU als Butterfett-Förderung ausschütten sollte und für wie lange eine finanzielle Stützung angedacht ist.
