Franz von Stuck im Belvedere

Franz von Stuck, dem deutschen Malerfürsten der Zeit um 1900, ist eine Ausstellung im Unteren Belvedere gewidmet. Unter dem Titel "Sünde und Secession" werden vor allem seine Verbindungen nach Wien aufgezeigt, besonders die Impulse, die der Münchner Secessionist der Secession in Wien gab. 35 Ölbilder und 170 Zeichnungen verdeutlichen, warum Stuck mit seinen unorthodoxen Bildfindungen der frühe Ruhm eines Skandalmalers vorauseilte.

Mittagsjournal, 30.6.2016

Stucks Femme fatale

Wenn Franz von Stuck die Sünde malt, dann sieht sie aus wie eine nackte Frau, deren Körper von langen dunklen Haaren wie von einem Mantel umrahmt ist. Um den Hals trägt die laszive Figur statt einer Federboa eine Boa Constrictor. Diese Femme fatale stellt der Maler dann in einen gewaltigen Goldrahmen, der fast schon an einen Altar erinnert. In vielen Varianten taucht diese Figur in Franz von Stucks Werk auf: Einmal schlängelt sich die riesige Schlange zwischen ihren Schenkeln durch.

Der "Bilderfinder"

Auch wenn Franz von Stucks "Sünde" auf Ausstellungen vom Publikum regelrecht umlagert wurde und sogar Niederschlag in der zeitgenössischen Literatur fand - manche Übertreibungen verschafften ihm den etwas zweifelhaften Ruhm eines Skandalmalers. Denn er malte auch betrunkene weibliche Kentauren oder einen Pan, der verirrt durch eine Seelenlandschaft taumelt. Diese Wesen aus der griechischen Mythologie entledigte er ihrer Erhabenheit und verwendete sie ehrfuchtslos in völlig neuem Kontext.

"Er ist letztlich auch ein Bilderfinder. Das war das Faszinierende an seiner Person: dass er immer neue Themen erfahren hat und sehr unprätentiös mit Inhalten umgegangen ist", erläutert Kurator Alexander Klee. Damit stand Franz von Stuck am Übergang vom Historismus zur Fin-de-Sciecle-Malerei. Im Unterschied zu Gustav Klimt etwa waren für ihn eher die Inhalte seiner Werke bedeutend, als die überhöhend-formale Auflösung.

Pointierte Darstellung

"Ein Maler, der ständig die Schwächen der Menschen aufs Korn nimmt, auch wenn Sie es nicht spüren. Wenn Sie zuerst vom großen Aha-Effekt begeistert sind und danach einen schalen Geschmack im Mund haben", sagt der Kurator. Manchmal gehen die Darstellungen von Franz von Stuck sogar ins Karikaturhafte.

Auch wenn Franz von Stuck in Kontakt mit den Wiener Secessionisten stand und der Wiener Secession Embleme lieferte, wie etwa den Harnisch der Pallas Athene, - seine karikaturhaften Darstellungen hatten vor den Augen der Nachwelt nicht allzu lange Bestand.

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Belvedere - Sünde und Secession
1. Juli bis 9. Oktober 2016

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