Kunsthalle Wien: Nathalie Du Pasquier
Mit Anfang 20 zog die französische Designerin Nathalie du Pasquier nach Mailand und wurde zum Gründungsmitglied des legendären Design- und Architekturkollektivs "Memphis" - das stand für verspielte, oft farbenfrohe Designs im Geiste der Postmoderne. Als sich die Gruppe 1988 auflöste, wandte sich Nathalie du Pasquier der Malerei zu. Die Kunsthalle Wien widmet der französischen Künstlerin nun die erste Einzelausstellung in Österreich.
8. April 2017, 21:58
STEPHAN WYCKOFF
Mittagsjournal, 14.7.2016
"Form follows fun", so lautete das Credo des Mailänder Design- und Architekturkollektivs "Memphis". Damit hob die Gruppe die funktionalistische Gestaltungsdoktrin der Moderne, die vom Dessauer Bauhaus definiert worden ist, aus den Angeln. In der Praxis bedeutete das eine Explosion der Farben, Formen und Muster. "Memphis"-Designs waren bald bei Sammlern und Museen hoch begehrt. Das Kollektiv kreierte Sessel in Kugelform, beschichtete Möbel mit grellem Kunststofflaminat und kreierte fantasievolle Stoffdesigns. Anything goes! So das Motto der Gruppe, das auch die junge Designerin Nathalie du Pasquier antrieb. Ende der 1980er Jahre versiegt der gestalterische Ideenreichtum der Gruppe. Nicht zuletzt weil eine Vielzahl schlechter Imitationen den Markt überschwemmt. Das Designkollektiv "Memphis" löst sich auf. Auch Nathalie du Pasquier bricht auf zu neuen Ufern. "1987 habe ich die Gruppe verlassen. Ich wollte in Wahrheit alleine arbeiten. Ich hatte keine Lust mehr als Designerin zu arbeiten. Ich wollte den ganzen Tag alleine sein und künstlerisch Neuland entdecken“, erzählt Nathalie du Pasquier.
Nathalie du Pasquier wendet sich der Malerei zu und entwickelt vor allem in der Genre des Stilllebens eine Meisterschaft. Die Malerin kombiniert gegenständliche Motive mit abstrakten. Arrangiert Objekte so, dass das Abbild den Eindruck räumlicher Tiefe vermittelt. Nathalie du Pasquier arbeitet sich in immer neuen Variationen am Genre des Stilllebens ab. Knüpft sie an die große Traditionen des Genres an? "Ja, sicherlich. Als ich beschlossen habe meine Arbeit der Abbildung von Objekten zu widmen, war klar, dass die Auseinandersetzung mit der Tradition eine Rolle spielt. Sie müssen wissen, dass ich reale Objekte male. Ich male nicht nach einer fotografischen Vorlage. Meine Arbeit besteht aus zwei Schritten: Ich baue Sets aus verschiedenen Objekte und dann beginne ich zu malen."
"Form follows fun!"
In der Kunsthalle Wien hat Nathalie du Pasquier einen kleinen Parcours gestaltet. Wer die Ausstellung betritt, betritt die Straße einer Stadt und hat die Gelegenheit, einen Blick in die einzelnen Häuser der Straße zu werfen. Das Display der Schau erinnert streckenweise an ein Bühnenbild. Dort findet man einen Raum, der in einheitlichem Grau gehalten ist, dort wird das Motiv eines Stilllebens in verschiedenen Variationen durchdekliniert. Das kann ein Glas sein, oder auch eine geometrische Form. Nathalie du Pasquier hat eine verspielte Kulisse geschaffen, in die ihre Kunst eingebettet ist.
"Thematische geht es in dieser Ausstellung um das Ensemble. Ich betrachte die ganze Ausstellung als Installation. Die ganze Ausstellung ist ein großes Stillleben. Der Besucher, die Besucherin soll in diese Szene eintauchen", sagt Nathalie du Pasquier. Die Kunsthalle Wien bietet nun die Möglichkeit die hierzulande eher unbekannte Künstlerin kennenzulernen.