Kinofilm über Leichtathlet Jesse Owens

Vier Goldmedaillen bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin, drei davon im Laufen und eine im Weitsprung - bis heute gilt der Afroamerikaner Jesse Owens als eines der größten Sportidole in der Geschichte der Leichtathletik. Der Film "Zeit für Legenden" erzählt die Vorgeschichte zu Owens sportlichem Triumph, blickt aber auch hinter die Kulissen dieser Spiele, die in einem schwierigen politischen Umfeld stattfanden.

Morgenjournal, 27.7.2016

Ein Mann muss der Welt immer zeigen, wo er steht. Den Ratschlag von Mama wird Jesse Owens noch öfter brauchen. Als er sich 1933 aufmacht an der Universität von Ohio zu studieren, ahnt er noch nicht, wie oft - denn schon bald werden Owens läuferische Talente entdeckt. Larry, der leichtathletik-Coach hat Großes vor: die Olympischen Spiele 1936 in Berlin

Diskriminierung als roter Faden

Der Rest ist Geschichte, Sportgeschichte, aber nicht nur, denn das gesellschaftliche Klima dies- und jenseits des Atlantiks liefert den permanenten Überbau dieses Aufstiegs. Diskriminierung ist der Zündstoff, der sich wie ein roter Faden durch den Film zieht, in den in den USA zu einer Zeit, in der Afroamerikaner im öffentlichen Raum in Ghettos aller Art verwiesen werden, in Deutschland, wo sich kommendes Unheil deutlich ankündigt.

Möglicher Olympia-Boykott

Regisseur Stephen Hopkins liefert ausführlich die offizielle Legende, greift dabei gerne zur großen Geste, inszeniert am Offensichtlichen entlang: Familiendrama, Emanzipationsgeschichte, Erfolgsmärchen. Doch der Film hebt auch das komplexe Konfliktpotenzial des Stoffs: das Taktieren rund um einen möglichen Olympia-Boykott der USA, dem sich auch Owens anschließen möchte, ein symbolisch-politisches Geschütz gegen den Rassismus der Nazis, aber zugleich - mit Blick auf das eigene Land - ein haarsträubender Widerspruch. Die letztliche Olympia-Teilnahme sei richtig gewesen, findet Schauspieler Jeremy Irons, Sport und Kunst könnten helfen nationalistische Grenzen zu überwinden.

Angezogene Handbremse

Langsam löst sich Owens von seinem Trainer, wird vom Instrument der Interessen vieler anderer zur eigenständigen Persönlichkeit, zum Helden, "dessen Worte und Taten bis heute Geltung haben", wie Owens-Darsteller Stephan James betont. Apropos heute: Der Film "Zeit der Legenden" macht in seinem Plädoyer für Rassenversöhnung eine schöne Utopie spürbar, mit dem unvermeidbaren Blick auf die amerikanische Gegenwart fährt diese Art von Heldentum aber wie mit angezogener Handbremse dahin.

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