Belvedere-Causa Husslein

Seit Wochen bestimmen das Belvedere und die Compliance-Vorwürfe gegen Direktorin Agnes Husslein-Arco die Schlagzeilen. Überraschend schnell haben sich in der Diskussion zwei Fronten gebildet. Die Causa scheint auch noch lange nicht beendet, weil eine Strafanzeige gegen die Belvedere-Chefin und das offene Honorar einer Wirtschaftsprüferkanzlei im Raum stehen.

Thomas Trenkler, Wolfgang Popp, Matthias Dusini

Thomas Trenkler ("Kurier"), Wolfgang Popp (Ö1), Matthias Dusini ("Falter")

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Morgenjournal, 5.8.2016

Es ist überraschend, wie unterschiedlich die mediale Darstellung von Agnes Husslein-Arco derzeit ausfällt. Fast könnte man meinen, dass da von zwei verschiedenen Personen die Rede ist: Die Sympathisanten sprechen von einer ehrgeizigen und höchst erfolgreichen Kulturmanagerin, die wegen absurder Vorwürfe den Hut nehmen muss. Die Gegner wiederum beschreiben eine tyrannisch herrschende Museumsfürstin, die ihre Extravaganzen auch noch als Spesen in Rechnung stellte.

Hetze oder Kampagne?

Die heimischen Kulturjournalisten sind jedenfalls so uneins wie selten. "Es passiert eine Hetze, die finde ich ganz, ganz schlimm", meint Thomas Trenkler vom "Kurier". Dem widerspricht "Falter"-Redakteur Matthias Dusini, der von einer breiten Medienkampagne für sie spricht: "Der gesamte Boulevard ist auf ihrer Seite. Es wird systematisch Stimmung gemacht für Agnes Husslein."

Prokuristin suspendiert

Die Debatte angeheizt hat die frühere Belvedere-Prokuristin und rechte Hand Agnes Hussleins Ulrike Gruber-Mikulcik. Ursprünglich wollten sich die beiden Damen gemeinsam für die Doppelführung des Belvedere bewerben, dann kam es jedoch zum Bruch und zur Suspendierung Gruber-Mikulciks. Diese ging daraufhin mit den Vorwürfen gegen ihre Ex-Chefin an die Öffentlichkeit.

Thomas Trenkler: "Die Frau Gruber hat mir eine Liste mit den Vorwürfen geschickt, und ich habe versucht, diese abzuarbeiten." Er habe mit Hussleins Mann und mit anderen telefoniert und sei zu dem Schluss gekommen, dass "für meinen Maßstab diese Compliance-Regeln absurd sind".

Um weit mehr als Lappalien gehe es da, sagt Matthias Dusini vom "Falter" Gruber-Mikulcik habe versucht eine neue Unternehmenskultur im Belvedere zu etablieren und wurde für ihren Einsatz mit ihrer Suspendierung belohnt.

130.000 Euro für Wirtschaftsprüfer

Den weitaus größten finanziellen Schaden bislang bedeutet das Honorar der Wirtschaftsprüfer. Kuratoriumsvorsitzender Hans Wehsely hatte ein Gutachten in Auftrag gegeben, um den Compliance-Vorwürfen gegen Agnes Husslein-Arco nachzugehen. Ohne Zustimmung des Ministeriums und scheinbar ohne das Honorar konkret auszuverhandeln. Jetzt steht plötzlich eine Unsumme von 130.000 Euro im Raum.

Kuratoriumsvorsitzender Hans Wehsely hat mittlerweile seinen Rücktritt eingereicht und Kulturminister Drozda hat die Stelle interimistisch mit seiner Sektionschefin Andrea Ecker besetzt. Auf dass sich die Wogen bis Ende September glätten, denn da soll das neue Führungsduo des Belvedere präsentiert werden.

Service

Die vollständige Diskussion zur Causa Husslein mit "Kurier"-Redakteur Thomas Trenkler und "Falter"-Redakteur Matthias Dusini hören Sie im "Kulturjournal" (17.09 Uhr).