Bundeskanzler Kern im Interview

Zum Abschluss der Ö1-Sommerinterview-Reihe im Mittagsjournal kommt heute Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) zu Wort. Im Gespräch mit Edgar Weinzettl bezeichnet er etwa die neuen Zugangsbeschränkungen für Informatiker an der TU Wien als inakzeptabel. Was den Streit mit der Türkei um den Abbruch der EU-Beitrittsverhandlungen angeht, sagt Kern: Wer ihn beleidigen kann, das bestimme er selber.

Mittagsjournal, 10.8.2016

"Verpiss dich, Ungläubiger!", richtete der Chefberater des türkischen Präsidenten Erdogan Kanzler Kern via Twitter aus, weil dieser vorgeschlagen hatte, die EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei auszusetzen oder zu beenden. "Ich kenne den Herrn gar nicht. Wer mich beleidigen kann, bestimmte ich immer noch selber", so Kerns Reaktion im Ö1-Sommerinterview.

Dass Deutschland so rücksichtsvoll mit Erdogan umgeht, liegt laut Kern daran, dass man versucht, gemeinsame Projekte nicht zu gefährden. „Ich glaube aber, dass das eine das andere nicht ausschließt.“ Kern sieht die Türkei nach wie vor als wichtigen Partner in Sicherheits- oder Migrationspolitik. Er plädiert aber dafür, die Beziehungen neu zu ordnen und schlägt ein eigenes Wirtschaftsmodell für die Türkei vor.

Wenn man mit der Erweiterung einfach so weitermachen wolle, habe man die Lektion aus dem Brexit nicht kapiert - "dann muss einem angst und bang um Europa werden", so Kern. Man werde für diesen Prozess Verbündete in Europa suchen. Das könne laut Kern „sehr schnell gehen“, da sich ja alle Staaten festgelegt haben, mit einer Türkei, in der die Todesstrafe wieder eingeführt wird, keine Verhandlungen mehr zu führen.