Äthiopisches Filmdrama "Lamb"

Spielfilme aus Afrika genießen verhältnismäßig selten internationale Beachtung. Anders beim berührenden Drama "Lamb" ("Ephraim und das Lamm"): Regisseur Yared Zeleke erzählt die zum Teil autobiografische Geschichte eines neunjährigen Buben aus Äthiopien und konnte auch bei den Filmfestspielen Cannes überzeugen.

Bub mit Lamm vor Hütte

POLYFILM VERLEIH

Dort feierte sein Film in der Reihe "Un Certain Regard" seine Weltpremiere. "Lamb" ist damit nicht nur Zelekes erster Spielfilm, es ist der erste äthiopische Film der Festivalgeschichte.

Kulturjournal, 19.8.2016

Ephraims Vater sieht keinen Ausweg. Nachdem nicht nur das Vieh, sondern auch die Mutter der Dürre zum Opfer gefallen ist, lassen sie alles zurück. Der Vater sucht Arbeit in der Stadt und der neunjährige Ephraim soll gemeinsam mit seinem Lamm bei Verwandten im grünen Hochland Äthiopiens auf ihn warten.

Geschichte eines Kindes, das alles verliert

Der zart gebaute und sensible Ephraim fühlt sich jedoch nicht willkommen, hat Heimweh und flüchtet in seinen Träumen in die Arme seiner verstorbenen Mutter. Alles was ihm geblieben ist, ist ihr Lamm. Doch für solche Gefühle ist kein Platz in der Familie. Bilder von sattgrünen Wiesen und dichten Wälder trügen. Auch hier muss die Familie hungern. Bei Widerworten wird schnell zur Peitsche gegriffen. Seine Leidenschaft zu kochen wird verspottet und zum Davonlaufen fehlt ihm das Geld.

Regisseur Yared Zeleke stammt selbst aus Äthiopien und ist in den Slums von Addis Abeba aufgewachsen. Das Drama basiert auf seiner eigenen Lebensgeschichte. "Auch ich musste als Kind meine geliebte Großmutter und meine Heimat verlassen. Es waren die 1980er Jahren, es herrschte Krieg und Hungersnöte, und ich war erst zehn Jahre alt. Diese Erfahrungen waren sehr dramatisch für mich. Erfahrungen, die ich noch immer mit mir herumtrage. Und deshalb musste ich diesen Film machen und die Geschichte eines Kindes erzählen, das alles und jeden, den es liebt, verliert."

"Realistisch und magisch meine Kinheit erzählen"

Ohne das Leben in Äthiopien zu beschönigen, ermöglicht Yared Zeleke dieses fremde Land kennenzulernen. "Wir sind ein sehr stolzes Volk in Äthiopien, das Land hat eine reiche Kultur. Als ich jedoch für mein Studium ins Ausland gegangen bin, in die USA und nach Norwegen, wurde mir klar, dass das Bild, das Menschen dort haben, meiner Heimat nicht wirklich gerecht wird. Es gibt nun einmal nicht viele Filme, die aus Äthiopien, oder generell aus Afrika, kommen. Also wollte ich einen Beitrag leisten: auf eine realistische, aber auch magische Weise erzählen, wie ich meine Kindheit erlebt habe."

Magische Landschaften, verbotene Wälder, staubige Straßen. Ephraims Alltag wird von Gottesfurcht und Armut bestimmt. Wo Weihwasser verhungernde Kinder heilen soll. Wo junge Mädchen, die Zeitung lesen und vom Klimawandel erzählen, als ungehorsam gelten, und Buben zu echten Männern heranwachsen müssen. Die Welt, die wir durch Ephraims Augen sehen ist traurig und von wehmütigen Lichtmomenten geprägt. Yared Zeleke zeigt eine Welt, wie sie nur ein Kind sehen kann, dass zu früh erwachsen werden musste.

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Trigon Film - Lamb