KRS-One - Hip-Hop-Philosoph zu Gast in Wien

Hip-Hop ist ein schnelllebiges Geschäft. Künstler kommen und gehen, neue Stile werden entwickelt und verschwinden wieder. Es gibt aber einen Leuchtturm, der seit fast 30 Jahren unerschütterlich sein Hip-Hop-Evangelium predigt und mittlerweile als lebende Legende gilt: KRS-One aus der New Yorker Bronx. Heute Abend gastiert der Rapper, Produzent und Philosoph in der Wiener Arena.

Morgenjournal, 23.8.2016

Das Kürzel KRS-One des bürgerlich gerufenen Lawrence Parker steht für "Knowledge Reigns Supreme Over Nearly Everyone" - frei übersetzt "Wissen beherrscht alles und fast alle". Sein Debütalbum "Criminal Minded" erschien 1987, doch dass KRS-One immer noch viel zu sagen hat, bewies er erst im vergangenen Jahr mit seinem Album "Now Hear This". Immer wieder sorgt er mit wahnwitzigen Aussagen für Schlagzeilen: Etwa wenn er sagt, dass die Sklaverei nie existiert habe.

Das Wort von KRS-One hat Gewicht. Noch heute, über 20 Jahre nach "Sound of da Police" ist diese Nummer eine weltweite Hymne gegen Polizeigewalt gegenüber Schwarzen. Diese Lieder schrieb er aber nicht, um damit Erfolg zu haben, so KRS-One. Nein, diese Songs wären für alle Menschen, die einfach genug von gewalttätigem Verhalten der Polizei haben.

Philosophische Schriften & Rap-Weisheiten

Mit 13 reißt KRS-One aus, um in einer Unterkunft für Obdachlose in der Südbronx Unterschlupf zu finden. Am Tag saugt er philosophische Schriften auf, in der Nacht spuckt er Rap-Weisheiten auf kleinen Bühnen heraus. Mit seinem Sozialarbeiter, der nachts als DJ Scott La Rock auflegt, gründet er die Gruppe Boogie Down Productions. Für KRS-One war Hip-Hop schon immer politisch. Er sieht sich in den Fußstapfen der Black Panthers, jener revolutionären Bewegung des schwarzen Nationalismus.

Hip-Hop als Religion

KRS-One verknüpfte die jamaikanische Hip-Hop-Kultur mit der amerikanischen, er rappt in Patois, der Kreolsprache auf Jamaika, spielte mit R.E.M., brachte Rock-Elemente in seine Songs, arbeitete zwischendurch für eine Plattenfirma und ist ein von den Vereinten Nationen anerkannter Religionsgründer. "Temple of Hip Hop" nennt KRS-One seine Kirche. Hip-Hop als Religion, deren frohe Botschaft mit fetten Beats verkündet wird. Und was eine ordentliche Religion sein will, braucht natürlich ein heiliges Buch. Das weiß auch KRS-One, dessen "Gospel of Hip Hop" 600 Seiten umfasst.

Vom Tellerwäscher zum Millionär

Für KRS-One ist der Hip-Hop sein Vehikel. Er sieht sich Teilzeit-Rapper und hauptberuflichen Philosophen. Was immer man denke, werde zur persönlichen Realität, spricht der Philosoph aus ihm. Und die Menschen nehmen diese Tatsache einfach nicht ernst genug.

Die Geschichte von KRS-One ist auch eine schwarze Version der Tellerwäscher-zum-Millionär-Fabel, die den amerikanischen Traum am Leben erhält. Sie erzählt aber auch von Unterdrückung und Armut, von Obdachlosigkeit und Aufstieg und von politischer Aktion durch Hip-Hop.