"Oh Schimmi" - Präauers dritter Roman

Mit ihren beiden ersten Romanen hat sich die gebürtige Linzerin Teresa Präauer, Jahrgang 1979, in die erste Reihe der jungen deutschsprachigen Autoren geschrieben. Donnerstagabend gibt es im Wiener Museumsquartier in der Reihe O-Töne die Buchpremiere für Roman Nummer drei: "Oh Schimmi" ist die Geschichte von einem, der sich zum Affen macht.

Präauers Debüt, "Für den Herrscher aus Übersee", wurde mit dem Aspekte-Preis ausgezeichnet, mit "Johnny und Jean" war Präauer für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.

Morgenjournal, 24.8.2016

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Teresa Präauer, "Oh Schimmi", Wallstein Verlag
o-töne - Teresa Präauer

"Mein Herz schlägt für Schimmi"

Schimmi Schamlos ist ein daumenlutschendes, größenwahnsinniges, fernsehsüchtiges Monster, nebenbei spioniert er mit einem Fernrohr die Wohnungen der Nachbarinnen aus. Nach einem Unfall als Kind behindert, wohnt er bei seiner Mutter, die ihn bevormundet und tyrannisiert. "Körperlich frühreif, geistig unterentwickelt", wie es heißt, lebt Schimmi in seinem Fantasiedschungel und pflegt einen saloppen Umgang mit der Wirklichkeit, sprich: ein hochstaplerisches, machohaftes Imponiergehabe.

Teresa Präauer steht zu ihrem Antihelden: "Für mich ist das einer, der mich sehr unterhält, der unglaublich übermütig ist, der jeden Blödsinn macht, der ihm in den Kopf kommt, und - obwohl er so tragisch ist und auch viele unsympathische Anteile hat - ist es eine Figur, die ich sehr mag. Also mein Herz schlägt schon für ihn."

"Aus einer Phrase entstandene" Figur

Schimmis Herz schlägt jedenfalls für Ninni. Die knallt ihm aber die Türe vor der Nase zu mit den Worten: "Verschwinde, bevor du dich zum Affen machst". Schimmi nimmt sie beim Wort und schreitet zur Tat: In einem Affenkostüm kehrt er zurück.

"Ich war am Anfang von dieser Phrase so begeistert: 'Sich zum Affen zu machen' oder auch 'dem Affen Zucker geben'; und jemanden nachäffen. Es ist wirklich eine Figur, die aus einer wörtlichen Phrase entstanden ist", sagt die Autorin.

Rhythmisch, rasant und raffiniert

Aus der Sprache, aus einer Lust an Sprache und am Sprechen entwickelt sich auch der ganze Text - rhythmisch, rasant und raffiniert. Sprache als Spiel und Handlungsmotor, Sprechen als Verführung und als Drohgebärde - inklusive Anspielungen aus Literatur und Pop, Phrasen aus dem Hip-Hop, grotesk-komischer Wendungen und einer ordentlichen Portion Witz.

"Es ist sicher das schrillste meiner Bücher", meint Teresa Präauer. "Ich stelle mir das so vor wie es bei Photoshop funktioniert: Dass man einen Regler hat und die Kontraste höher dreht und die Farben leuchtender macht."

Verlag empfiehlt "lautes Lesen mit Kaugummi"

Und mit "Schimmi" hat sich Teresa Präauer auch selbst zum Affen gemacht - in einem Video zum Klagenfurter Wettlesen um den Bachmann-Preis 2015 tanzt die Autorin mit goldenem Affengebiss vor einer tropischen Kulisse zu Dschungel-Sound und raucht eine Banane, bevor sie sich eine Affenmaske überzieht.

Der Text sollte "unbedingt laut gelesen werden mit viel buntem Kaugummi im Mund" empfiehlt denn auch der Verlag - Nebenwirkungen sind nicht ausgeschlossen. "Ich würde es mir das auch wünschen, dass das passiert, während man mein Buch liest, dass das Fell auf den eigenen Oberarmen wächst, aber vielleicht ist es ja schon vorhanden, und man kämmt es beim Lesen", sagt die Autorin. "Und allein dieses u-u-u-u ist eine ganz einfache Vokalfolge, und wenn man das fröhlich ausstößt, wenn man durch den Supermarkt rennt, fühlt man sich vielleicht schon ein bisschen affiger."

"Oh Schimmi", möchte man ihm da zurufen, so leicht und locker, wie dieses Buch daherkommt, wird es für dich nicht werden. Aber spätestens da ist Schimmi schon verloren und wir sind in Lauf der Lektüre durch etliche doppelte Böden gerasselt. Mit dem allergrößten Vergnügen.