Auftakt für Vienna Design Week

Heuer feiert die Vienna Design Week ihr zehnjähriges Bestehen. Von heute an bis 9. Oktober finden 150 Veranstaltungen statt aus den Bereichen Architektur, Grafik, Produktdesign, Möbel, Industriedesign, Experimentelles und Social Design. Es gibt Ausstellungen, Symposien, Vorträge - und im Rahmen der sogenannten Passionswege entwerfen junge Designer neue Produkte für alteingesessene Wiener Firmen.

Morgenjournal, 30.9.2016

In der aufgelassenen Möbelfabrik

Eine aufgelassene Möbelfabrik aus der Zeit der Monarchie dient heuer sehr stilvoll als Festivalzentrale. Von Raum zu Raum schlendernd, kann man hier die Produktpalette der Designer und Designerinnen erkunden: eine Uhrenkollektion von Konstantin Grcic ebenso wie ein neues Porzellanservice, der Designergruppe Eoos für die deutsche Prozellanmanufaktur Fürstenberg gestaltet hat. Die interessantesten Projekte finden aber im Bereich des Social Design statt.

Ökologisches Design von Morgen

Social Design, das ist, wenn etwa die Designer Nadja Zerunian und Peter Weisz für traditionelle Kupfer- und Silberschmiede, die der Volksgruppe der Roma angehören, formschöne und zeitgemäße Objekte entwerfen. Im weitesten Sinne soziales, aber vor allem ökologisches Design ist, was in der Ausstellung "Possible Tomorrows" zu sehen ist: experimentelle Anwendungen der synthetischen Biologie und Biotechnologie.

Wenn Bakterien bauen …

Da sieht man etwa Bauziegel, die keine fossile Energie verbrauchen, weil sie nicht gebrannt werden müssen. Sie bestehen aus Wüstensand, der von lebendigen Organismen bearbeitet wurde, wie der Biologe Markus Schmidt erklärt, der die Schau kuratierte. "In eine Form wird Sand geleert, und die Bakterien mit einer Flüssigkeit hineingegossen. Das verfestigt sich nach ein bis zwei Tagen und wird hart wie ein Ziegel. Man braucht das nicht zu brennen, da die Bakterien eine Art Klebstoff erzeugen, der die Sandkörner verklebt. Das kann man dann als Baumaterial verwenden. Aber momentan ist das noch relativ teuer, wie jede neue Technologie."

Kleidung reagiert auf Körpersignale

Daneben steht eine Vase, die aus altem Karton besteht, den Pilze mit ihren Fäden umsponnen und zu einem festen Körper verarbeitet haben. Zukunftweisend ist auch die Herstellung von intelligenten Textilien, die nicht mit Hilfe von Computern gesteuert werden, sondern mit Hilfe von lebenden Organismen, die so verändert und programmiert werden, dass sie bestimmte Aufgaben übernehmen können wie Heizen oder Kühlen. Somit könnte das Textil mit seinem Träger selbst kommunizieren, allerdings sei das eine Zukunftsvision, so Markus Schmidt.

Der Designer als Vermittler

Mit solchen experimentellen Entwicklungen leisten Designer eine wichtige Vermittlungsleistung, indem sie neue Technologien aus den Forschungslaboren in die Öffentlichkeit holen und Erkenntnisse, die sonst nur von Wissenschaftlern und der Pharmaindustrie genutzt werden, der Allgemeinheit zugänglich machen. Und das ist nur eines von Hunderten von Beispielen, wie innovatives Design heute die großen gesellschaftlichen Herausforderungen annimmt.

Service

Vienna Design Week
30. September bis 9. Oktober