Nobelpreisträger Dario Fo ist tot

Der italienische Schriftsteller Dario Fo ist Medienberichten zufolge im Alter von 90 Jahren gestorben.

Der politisch stark engagierte Autor, Satiriker und Schauspieler wurde 1997 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.

Dario Fo

APA/AFP/GABRIEL BOUYS

Nachruf

Dario Fo, so schrieb die Stockholmer Nobelpreis-Jury 1997 in ihrer Begründung, stünde in der Tradition mittelalterlicher Gauklertruppen. Wie die Wanderschauspieler und Artisten des Mittelalters geißle auch der italienische Theatermacher die Macht und richte die Würde der Schwachen und Gedemütigten wieder auf. Daß derlei allein für den Nobelpreis ausreiche, bezweifelten damals manche. Kaum eine Entscheidung der Stockholmer Jury war so heftig umfehdet wie die von 1997. Dario Fo sei bloß ein Polit-Clown, wandten Kritiker ein, ein subversiver Theaterkasper, dessen aktionistische Stücke alles andere als auszeichnungswürdige Literatur wären.

Der linksgewirkte Schriftsteller war solche Kontroversen längst gewöhnt. Seit seinen Anfängen als Rundfunk- und Fernseh-Satiriker in den 50er Jahren galt der Sohn eines lombardischen Eisenbahners und einer Bäurin als Künstler von unerhörtem Polarisierungs-Potential. Auftrittsverbote, Gerichtsprozesse, Verhaftungen auf offener Bühne – das gehörte bei Dario Fo einfach dazu. Fo selbst hat sich als Volkskünstler verstanden - Im Lauf seiner Karriere habe er sich vom "Hofnarren der Bourgeoisie" zum "fahrenden Sänger des Volkes" gewandelt, betonte er immer wieder.

Wie eine zeitgemäße Volkskultur aussehen könnte, damit hat sich Dario Fo gemeinsam mit seiner Frau Franca Rame jahrzehntelang auseinandergesetzt. Seitdem die beiden 1959 ihre erste gemeinsame Theater-Compagnie gegründet haben, tingelten sie durch Italien und die angrenzenden Lande. Franca Rame gab dabei stets die temperamentvolle Primadonna, Dario Fo brillierte als Schauspieler, Regisseur und Pantomime, vor allem aber als Schriftsteller. Stücke wie "Mistero buffo", "Offene Zweierbeziehung" und "Bezahlt wird nicht" wurden weltweit nachgespielt.

Mit dem bürgerlichen Theaterbetrieb wollten Dario Fo und Franca Rame nichts zu tun haben. Mit ihren Truppen traten sie bevorzugt in Arbeitervorstädten und Fabriken, Jugendzentren und Gefängnissen auf.