Niederlande und Flandern zu Gast

Von 19. bis 23. Oktober findet in Frankfurt die 68. Buchmesse statt, zu der wie im Vorjahr rund 7.000 Aussteller aus mehr als 100 Ländern erwartet werden.

Bereits zum zweiten Mal nach 1993 präsentieren sich die Niederlande und Flandern in Frankfurt. Anders als damals ist deren mittlerweile fest auf dem deutschsprachigen Markt etabliert. Hugo Claus, Leon de Winter, Cees Nooteboom und Connie Palmen sind auch hierzulande Bestsellerautoren.

Frau beim Einordnen von Büchern in Regale

APA/dpa

Hugo Claus

"Der Kummer von Belgien", Klett-Cotta
Ex libris, 25.9.2016

Connie Palmen

"Du sagst es", Diogenes Verlag
Ex libris, 16.10.2016

Neue Namen

Die Organisatoren wollen Lust auf neue Autoren und ihre Geschichten machen. Sie reisen mit einer Rekordzahl von mehr als 450 Neuerscheinungen nach Frankfurt, darunter auch viele bei uns noch unbekannten Autoren, wie etwa Fikry El Azzouzi, den Ö1 bereits im Kulturjournal porträtiert hat.

Fikry El Azzouzi

Ein Autor aus Molenbeek
"Wir da draußen", Dumont
Kulturjournal, 4.10.2016

Eine Sprache, zwei Literaturen

Trotz der gemeinsamen Sprache haben Flamen und Niederländer keine gemeinsame Literatur. Die Abspaltung Belgiens von den Niederlanden 1830 führte auch zur Teilung der Literatur. Die Emanzipation der Flamen gegen die frühere Dominanz der französischsprachigen Wallonen ist ein großes Thema der Autor/innen, und immer noch das Trauma des Ersten Weltkrieges, der Kollaboration mit den Deutschen.

Dagegen war die nationale Identität in der niederländischen Literatur seit Ende der 1960er Jahre kaum mehr Thema. Doch das änderte sich mit aktuellen Problemen: Die Spannungen in der multikulturellen Gesellschaft, Rechtspopulisten, ein radikaler Islam und nun die Flüchtlingskrise machen die Frage nach der eigenen Identität wieder hochaktuell.

Mano Bouzamour

"Samir, genannt Sam", Residenz Verlag
Morgenjournal, 3.10.2016

Frau hinter Bücherstapeln

APA/dpa

Eine literarische Rundreise

Ex libris, 25.9.2016
Holger Heimann

Viel Platz für Kunst

Als Stargast hat Juergen Boos, Chef der Messe, zur Eröffnung am 18. Oktober den britischen Maler und Multimediakünstler David Hockney verpflichtet. Der 79-Jährige darf sein großformatiges Buch ("Sumo") vorstellen. Limitiert und handsigniert soll es um die 2.500 Euro kosten.

Erstmals wird in diesem Jahr die Kunstszene entdeckt. Unter dem Motto "The Arts+" sind auf der Messe auch große Museen wie das New Yorker MoMA vertreten. Aus Sicht der Veranstalter verwischen die Grenzen zwischen Kunst, Mode und Design. Das bedeutet aber auch, dass der Kunstband im traditionellen Laden als Auslaufmodell gilt. "Das Buch wird zum Luxusobjekt", sagt Juergen Boos, Chef der Messe, die der Dachverband der deutschen Buchbranche organisiert. Boos sieht Frankfurt als übergreifende Medienmesse und wichtigsten Handelsplatz für Content aller Art.

Bart Moeyaert im Interview

Der flämische Kinder- und Jugendbuchautor ist der künstlerische Leiter des Ehrengast-Programms.
Kutlurjournal, 17.10.2016

Projekt Europa

Programmatisch will die Messe, die mit 300.000 Besuchern in fünf Tagen rechnet, den Blick auf das bedrohte "Projekt Europa" richten. Insbesondere die Gefahren für die Meinungsfreiheit in der Türkei, Polen und Ungarn sollen thematisiert werden. Erwartet werden die in London lebende türkische Starautorin Elif Shafak und der in seiner algerischen Heimat gegängelte Schriftsteller Boualem Sansal, der 2011 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt.

Bodo Kirchhoff

Den Deutschen Buchpreis 2016 erhält der 68-jährige Autor für seine Novele "Widerfahrnis"
Morgenjournal, 18.10.2016