Schulgebäude der Zukunft

Besserer Unterricht, mehr Schulautonomie, mehr Geld für die Bildung - diese Themen begleiten die Diskussion um Bildungsreformen. Aber wie könnte das perfekte Schulgebäude aussehen? Das zeigt der japanische Architekt Takaharu Tezuka, Gastprofessor an der TU Wien.

  • Dach eines Kindergartens

    Katsuhisa Kida/FOTOTECA

  • Kinder in einem lichtdurchfluteten Raum

    Katsuhisa Kida/FOTOTECA

  • Baum wächst durch das Gebäude

    Katsuhisa Kida/FOTOTECA

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Morgenjournal, 27.10.2016

"Architektur kann die Welt verändern", sagt Takaharu Tezuka auf seinem Facebook-Profil, das über zehn Millionen Besucher zählt, und in seinem TED-Talk, der über drei Millionen Mal abgerufen wurde.

Kindergarten im japanischen Fuji

Was die Menschen so begeistert: ein Kindergarten im japanischen Fuji, der aus einem riesigen ovalen Dach besteht, auf dem die Kinder herumlaufen können. Unter dem Dach, das übrigens von mehreren stattlichen Bäumen durchwachsen wird, werden die Kinder unterrichtet, in Räumen, die zur Natur hin offen sind.

Man sieht die Kinder kilometerweite Kreise auf dem Dach ziehen und Takaharu Tesuka zeigt Filme, in denen bis zu 40 Kinder wie kleine Äffchen in einem Baum hängen. Wenn sie herunterfallen, fallen sie in weiche Netze. Der Architekt ist überzeugt davon, dass Kinder nur lernen können, mit ihrem Körper umzugehen, wenn sie auch einige Gefahren meistern.

Kinder klettern auf Baum

Katsuhisa Kida/FOTOTECA

Aus Gefahren lernen

Die Körperbeherrschung der Kinder hier sei wesentlich besser als im japanischen Durchschnitt, erklärt Takaharu, wo immer wieder Kinder von Balkonen im dritten Stock fallen, weil sie einfach nicht wissen mit Höhe umzugehen. Der Mensch habe seit Jahrmillionen in der nackten Natur überlebt, wir müssten heute wieder lernen, dass Kinder einfach nur kränklich werden, wenn wir sie in einer allzu sterilen Umgebung aufwachsen lassen. Wenn man sie gewissen Gefahren überlasse, würden Kinder untereinander auch so etwas wie Hilfsbereitschaft entwickeln.

Beispiel für Österreich

Als der Kindergarten in Fuji 2007 eröffnet wurde, kamen am ersten Tag hunderte Besucher nach Fuji um ihn zu sehen. Für Christian Kühn von der TU Wien ist das ein Best-Practice-Beispiel, das auch in Österreich Schule machen könnte. Er freut sich, dass der Architekt Takaharu Tezuka in diesem Semester als Gastprofessor an die TU gekommen ist.

Christian Kühn ist Spezialist für Schulbau und berät als Mitglied des Beirates für Baukultur die Bundesregierung in Sachen Schulbau: "OCE-Studien über die Entwicklung des Schulsystems international zeigen, dass Österreich sehr viel in die Software, in Lehrergehälter, steckt, aber relativ wenig in die Hardware. Da ist auch ein gewisser Rückstand an Sanierungen da. Insofern sind 750 Millionen kein wahnsinnig großer Betrag, aber besser als nichts. Die Frage ist nur, ob dieses Geld intelligent investiert wird, indem man sich bemüht, diesen Themen der ganztägigen Bildung - neuen, offeneren Lernformen - gerecht zu werden."

Um zukunftweisende schulische Bauprojekte in Österreich zu fördern wäre es vielleicht auch eine gute Idee, einen Preis wieder zu beleben wie den "Award bessere Lernwelten", der leider nur 2013 ein einziges Mal vergeben wurde.