Robert Schabus' "Bauer unser" im Kino

Rund 240.000 landwirtschaftliche Betriebe hat es 1995 in Österreich gegeben, seither hat sich diese Zahl mehr als halbiert, zugleich sind die verbleibenden Betriebe immer größer geworden. Eine Entwicklung, die der österreichische Dokumentarfilm "Bauer unser" von Robert Schabus kritisch unter die Lupe nimmt und dabei zahlreiche Widersprüche aufzeigt.

Mann in einem Kuhstall

Allegro Film

Mittagsjournal, 8.11.2016

Expandieren, um zu überleben

Friedrich Grojer, ein Milchbauer aus Kärnten mit 130 Kühen bringt das Dilemma vieler Bauern in Österreich auf den Punkt: In einer weitgehend industrialisierten Landwirtschaft ist das wirtschaftliche Überleben vor allem eine Frage der Größe geworden. Doch wer seinen Betrieb erweitern will, der muss auch investieren, d.h. mehr Förderungen, mehr Kredit, mehr Schulden, und das bei einer kontinuierlichen Spezialisierung, wie Regisseur Robert Schabus meint.

"Ein neuer Schweinestall rentiert sich nur ab 1.000, 1.500 Mastplätzen; das ist eine Investition von 1 bis 1,5 Mio. Euro. Der Bauer braucht die nächsten 20, 25 Jahre gar nicht mehr nachdenken."

Fluch & Segen der Förderungen

Unterstützt wird diese Entwicklung durch ein öffentliches Fördersystem, das Fluch und Segen zugleich ist. Denn einerseits können Bauern ihre Betriebe, gemäß der Prämisse des Wachstums vergrößern. Andererseits geraten sie in eine Abhängigkeit, die auch vor Bio-Betrieben wie jenem von Ewald Grünzweil im Mühlviertel nicht Halt macht: "Ca. 70 Prozent unseres Einkommens sind öffentliche Gelder - das ist ein Desaster und eine ungute Abhängigkeit."

Großkonzerne profitieren

Regisseur Robert Schabus verfolgt den gesamten Produktionsprozess bei Schweinebauern, Milchproduzenten und auf einem Hühnerhof, befragt Politiker und Experten und benennt deutlich die - seiner Meinung nach - Fehlentwicklungen und Verantwortlichen, auf nationaler aber vor allem auf Ebene der EU: "Sie verfolgen eine Liberalisierungsschiene ganz vehement. Die Profiteure sind multinationale Konzerne."

Doch der Film zeigt auch Alternativen, etwa den Betrieb von Maria und Franz Vogt im Weinviertel, der wetter- und bodenabhängig auf mehreren Standbeinen steht: Gemüseanbau, Schafzucht, Wein und Getreide. Gefordert sind auch die Konsumenten, die sich an eine große Auswahl und niedrige Preise gewöhnt haben.

Der Dokumentarfilm "Bauer unser" plädiert klar gegen Globalisierungstendenzen in der Landwirtschaft und für umfassende Regionalität, Verkürzungen und Zuspitzungen inklusive. Vieles klingt logisch und richtig, doch zugleich bleiben wesentliche Fragen offen, etwa die Versorgungssicherheit und höhere Lebensmittelpreise bei nicht unbedingt steigenden Einkommen.