Dokumentarfilm

"Peter Handke - Bin im Wald" von Corinna Belz

Die deutsche Filmemacherin Corinna Belz hat Peter Handke in seinem Domizil in einer französischen Kleinstadt besucht und einen vergnüglichen Streifzug durch des Schriftstellers Wesen und Anwesen geschaffen.

Peter Handke

STADTKINO FILMVERLEIH

Mit seinen Texten und politischen Statements erntet Handke seit Beginn seiner Karriere gleichermaßen Bewunderung wie Abneigung und Kritik. Corinna Belz zeigt in ihrem Dokumentarfilm einen zurückgezogenen, humorvollen und nachdenklichen Künstler. "Peter Handke - Bin im Wald. Kann sein, dass ich mich verspäte" lautet der Titel des Streifens, angelehnt an einer Nachricht, die der Schriftsteller dem wartenden Filmteam einmal am Gartentor hinterlassen hatte. Zu sehen ist er ab Ende der Woche im Kino.

Annäherung über die Texte

In seinem Haus in Chaville am Stadtrand von Paris ist die Welt für Peter Handke gut auszuhalten. In diesem Refugium zeigt die Regisseurin Corinna Belz den Schriftsteller bei der Gartenarbeit, beim Putzen der gesammelten Pilze oder beim Sticken. Dazwischen liest er aus seinen Büchern und sinniert, manchmal monologisierend, manchmal im Dialog mit der Regisseurin über das Schreiben und das Leben.

Eine kritische Konfrontation mit dem dichtenden Querulanten sucht man hier vergeblich, ebenso eine Homestory mit intimen Einblicken in seine Gemächer.

Die Fragen, die sie mitgebracht habe, so Regisseurin Corinna Belz, ergaben sich durch die Lektüre der Bücher. Mehr als das Privatleben interessiert Belz nämlich das Werk des Schriftstellers. Über seine Texte nähert sie sich Handkes Kindheit, seiner Mutter, seinen beiden Töchtern oder dem Kärntner Herkunftsort.

Dazwischen füllen eng bekritzelte Seiten aus seinen Notizbüchern die Leinwand - mit Textfragmenten, Gedankensplittern und kleinen Zeichnungen. Rückblenden in Schwarz-Weiß zeugen von den ersten öffentlichen Auftritten des jungen Handke.

Detailreiche Einblicke

Ohne Erzählerstimme aus dem Off, ohne weitere Erklärungen fügen sich die Schnipsel aus dem Leben des Sprachkünstlers zu einem poetischen Ganzen zusammen, anfangs als scheinbar völlig unkritische Auseinandersetzung. Doch nach und nach ergibt sich die Kritik und Widersprüchlichkeit aus der Figur selbst. Handke widerspricht, kritisiert und gibt genervte Antworten und erfährt seinerseits Kritik und Widerspruch im Gespräch mit seiner älteren Tochter.

So gelingt es Belz, auf vielen Ebenen tiefe detailreiche Einblicke in die Figur und das Leben des Dichters zu offenbaren. Mit seiner lyrischen Vielstimmigkeit und Vielschichtigkeit wird der Film zu einem vergnüglichen Streifzug durch Handkes Wesen und Anwesen.

Service

Bin im Wald