Das Fließband im Theatertempel
Die US-amerikanische Künstlerin Tauba Auerbach gestaltet in dieser Saison den Eisernen Vorhang in der Wiener Staatsoper.
8. April 2017, 21:58
APA/HANS KLAUS TECHT
Tauba Auerbach
hat die Verbindung von Stoff und Metall, den Eisernen Vorhang also, neu interpretiert.
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Eine Pop-Art-Tapete im Herzen der bürgerlichen Repräsentationskultur
Die Arbeit der US-amerikanischen Künstlerin Tauba Auerbach erinnert auf den ersten Blick an ein psychedelisches Muster, an eine Pop-Art-Tapete. Fast möchte man sich darin verlieren. Dabei hat das Motiv, das hier abgebildet ist, so gar nichts mit bewusstseinserweiternden Erfahrungen zu tun. Die US-amerikanische Künstlerin Tauba Auerbach hat sich in einer Fabrik umgeschaut und dort Fotos von spiralförmigen Bauteilen eines Fließbandes angefertigt.
Eine internationale Expertenjury, der unter anderem Hans-Ulrich Obrist angehört, hat Auerbach ausgewählt, den Eisernen Vorhang der Wiener Staatsoper in der Spielzeit 2016/17 zu gestalten. Tauba Auerbach hat sich dafür in einer Fabrik umgeschaut und spiralförmige Bauteile eines Fließbandes zum Motiv ihres überdimensionierten Prints gemacht.
Ein Sujet des sozialistischen Realismus, der ja gerne Maschinen und Produktionsstätten ins Bild gesetzt hat, im Gewand einer Pop-Art-Tapete.
Um die Darstellung eines Ortes der industriellen Produktion geht es der Künstlerin freilich nicht. Sie nähert sich dem Motiv aus einer formalen Perspektive. Tauba Auerbach hat die abgebildete Form seriell vervielfältigt und arbeitet die graphische Qualität des Motivs heraus.
Tauba Auerbach
Zumindest wer den Hintergrund der Arbeit kennt, mag über das Fließband-Motiv schmunzeln, das sich hier als Dekor ins Herz der bürgerlichen Repräsentationskultur geschummelt hat.
Langjährige Tradition
Jede Spielzeit verwandelt sich der prächtige Zuschauerraum der Wiener Staatsoper in einen temporären Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst. Der Eiserner Vorhang bringt regelmäßig ein Stück Zeitgenossenschaft in die Wiener Staatsoper, deren Repertoire der zeitgenössischen Komposition und Oper ja eher einen bescheidenen Platz einräumt. Initiiert wurde das Projekt vom ehemaligen Staatsoperndirektor Ian Holender. Sehen Sie im Folgenden einen kleinen Querschnitt.
Dominique Meyer
Der amtierende Staatsoperndirektor setzt das Projekt mit Begeisterung fort. Das Budget der Staatsoper belastet das Prestigeprojekt, das eine Brücke zwischen Bildender Kunst und Oper schlägt, nicht. Es wird von privaten Sponsoren finanziert.