Karl Markovics

APA/GEORG HOCHMUTH

Das war 2017

Karl Markovics - Hörspiel-"Schauspieler des Jahres"

Im Rahmen der diesjährigen Hörspiel-Gala wurde Karl Markovics als "Bester Schauspieler" geehrt, der für die Laudatio in die Rolle seines vor zwanzig Jahren verstorbenen Vaters schlüpfte, als der er dem Sohn eine Rede hielt, die letztlich zur berührenden Hommage des Sohns an den Vater geriet.

Er trifft den Ton

Als Anfang 2016 Karl Markovics vom Regisseur Harald Krewer für die Rolle des Erzählers in meinem neuen Hörspiel Langholzfeld besetzt wurde, hatte ich sofort den ernsthaft suchenden Klang seiner Stimme im Ohr. Er trifft den Ton und schafft präzise Situationen, lässt sich aber nie ganz und gar von einer Rolle aufsaugen.

Das Verhältnis zur Figur

So gelingt es ihm auch, sein Verhältnis zur Figur zu offenbaren, wie kritisch, ambivalent oder voller Zuneigung es auch sein mag. Diese Gleichzeitigkeit hat mich bereits beeindruckt, als er am Theater in der Josefstadt in Taboris Mein Kampf spielte, oder ich ihn im Kino als Salomon Sorowitsch im Oscar-prämierten Film Die Fälscher gesehen hatte.

Dabei spielten am Anfang seiner Schauspielerkarriere Stimme und Sprache keine Rolle. Das Serapionstheater, wo Markovics fünf Jahre lang Ensemblemitglied war, kam damals noch völlig ohne gesprochene Texte aus. Erst später schickte Michael Schottenberg ihn, der nie eine Schauspielschule besucht hatte, zum Sprechunterricht.

Das Verhältnis zum Radio

Sprache im Radio faszinierte ihn aber schon sehr früh. Aufgewachsen am Stadtrand von Wien, war er im Alter zwischen 14 und 18 ein sehr einsamer Mensch, erinnert er sich. Die wenigsten Freunde seiner Kindheit waren mit aufs Gymnasium gegangen. Er lag stundenlang im Bett und hörte irgendwelche Radiosendungen. "Radio war für mich wichtig als Lebensmittel, als Gefühlsträger", sagt Markovics, "da gibt’s eine Welt draußen, die eine Bedeutung hat, wo man später vielleicht auch einmal hinmöchte." Wobei immer wichtig war, dass gesprochen wird, Musik interessierte ihn nicht so sehr.

Mittlerweile kommt Markovics unvorbereitet zu den Aufnahmen. "Weil ich festgestellt habe, es bringt nichts, wenn ich etwas einstudiere, wenn ich schon festgelegt bin, im Gegenteil, ich nehme mir etwas von der Unsicherheit weg, die wichtig ist." Genau diese Unsicherheit ist es, die der Regisseur Harald Krewer an Karl Markovics schätzt. So ist es möglich, gemeinsam die richtige Stimme für eine Figur zu entwickeln.

Streitbarer Zeitgenosse

Mit Karl Markovics als "Schauspieler des Jahres" wird auch ein öffentlicher Verteidiger des Funkhauses geehrt. Ein so metaphysisches Medium wie das Radio brauche ein konkretes, unterscheidbares Zuhause, findet er. Und wenn er sich die Entwicklung des Fernsehens in den vergangenen Jahren ansehe, tue es dem Radio bestimmt gut, auch räumlich Abstand zu halten.

Als ich zum Schluss unseres Gesprächs von Karl Markovics, dem Drehbuchautor und Regisseur von Atmen und Superwelt, wissen will, ob er noch nie überlegt hat, ein Hörspiel zu schreiben, ist er selbst überrascht: "Keine Ahnung, warum ich bisher noch nicht daran gedacht habe."

Text: Andreas Jungwirth