Offshore - Elmer und das Bankgeheimnis

Ein Mann packt aus über seinen Berufsstand - und sein Leben gerät aus der Bahn. Ein Schweizer Dokumentarfilm bringt die Geschichte des Bankers Rudolf Elmer auf die Leinwand.

Zürich mit Fahne

Blick über Zürich

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Elmer ist bekannt geworden als Whistleblower, als Enthüller, der Praktiken der Steuervermeidung in Steueroasen offenlegte und sich dafür jahrelang vor Gericht verantworten muss. Der Film bezieht klar Position für Elmer, und feiert ihn als Held. Die Person des Aufdeckers ist komplexer als der Film preisgibt, findet unsere Rezensentin.

Morgenjournal, 7.2.2017

Die Kaimaninseln in der Karibik: Angenehm dort zu arbeiten - wären da nicht Wirbelstürme. Sobald sich einer ankündigt, packt Rudolf Elmer seinen Laptop und fliegt mit seiner Familie für ein paar Tage nach Florida; die Diskette mit den Kundennamen versteckt er im Kinderwagen seiner Tochter. Es sind die Namen, die er Jahre später über die Plattform Wikileaks veröffentlicht. Es ist das erste Mal überhaupt, dass geheime Bankdaten an die Öffentlichkeit geraten.

"Als Vater fühle ich mich schuldig"

Zur Filmpremiere ist Rudolf Elmer in Wien. Die vergangenen neun Jahre haben ihn gezeichnet. Er spricht von Privatdetektiven, die ihn beschattet haben. Er war in psychiatrischer Behandlung, ist arbeitslos. Und muss sich vor Gericht verantworten, wegen Verletzung des Bankgeheimnisses. Persönlich würde er es noch einmal machen, aber als Familienvater fühle er sich schuldig, so Elmer.

Der Film zeigt Rudolf Elmer, den Helden: Einen Mann, der auspackt wie sich Reiche davor drücken Steuern zu zahlen. Wie es eine Schweizer Bank ermöglicht, Geld in Steueroasen zu verstecken; Geld, von dem oft unklar ist, woher es kommt. Elmer, ein Mann der sich opfert, um die Gesellschaft aufzuklären.

Rudolf Elmer

Rudolf Elmer im Wiener Metro Kinokulturhaus

ORF/Raffaela Schaidreiter

"Mit Pfadfindermentalität im Haifischbecken"

Was der Film so gut wie ausklammert: am Anfang stehen Wut und Rache: Elmer hat sich mit seinem Arbeitgeber, der Schweizer Julius Bär Bank, verworfen. Er wurde gekündigt. Kämpft um seine Abfertigung. Und veröffentlicht als Druckmittel die Kundennamen. Der Enthüller Elmer denkt zuerst an sich selbst. Erst nach und nach habe er verstanden, was er auf den Kaimaninseln gemacht hat, versucht sich Elmer im Interview mit Ö1 zu verteidigen.

"Ich bin nach Cayman mit einer Pfadfindermentalität gegangen, und bin schlussendlich im Haifischbecken der Karibik gelandet", sagt Elmer. Der Whistleblower, der Aufdecker, habe eben mehrere Seiten - so drückt es Christoph Urtz aus. Urtz ist Professor für Steuerrecht an der Uni Salzburg und deutet den Film aus juristischer Sicht.

Schweizer Bankgeheimnis gelockert

Dass Elmer angeklagt wurde, sei klar, meint Urtz. Das Herausgeben von Kundennamen widerspricht dem Schweizer Bankgeheimnis. Es laufen aber auch noch weitere Prozesse: Elmer soll etwa ehemalige Bankmitarbeiter bedroht haben. Weder sein ehemalige Arbeitgeber, die Julius Bär Bank, noch die Schweizer Staatsanwaltschaft wollten sich im Film äußern. Wohl ein Grund, warum sich eine Position pro Elmer aufdrängt.

Mit etwas Distanz bietet der Film aber einen guten Einblick in das Geschäft mit dem Bankgeheimnis. Und immerhin musste sogar die Schweiz dieses etwas aufweichen. Nicht zuletzt wegen medialer Aufreger wie dem Fall Rudolf Elmer.

Service

Der Film hat heute Abend (19 Uhr) Premiere im Wiener Metro Kinokulturhaus - in Anwesenheit von Rudolf Elmer mit anschließender Diskussion.
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