"Meine Stimme gilt" - Buch von Roland Düringer

Der Kabarettist Roland Düringer tritt in den letzten Jahren zunehmend als gesellschaftspolitischer Aktivist und Buchautor in Erscheinung. Als solcher wird er von manchen bewundert, von anderen, wie er selbst sagt, als "Skurillo" abqualifiziert. Nun hat er im Brandstätter Verlag sein bereits fünftes Buch veröffentlicht: "Meine Stimme g!lt. Und Deine?"

Morgenjournal, 14.2.2017

Montagabend startete Düringer seine Lesetour in Wien. Ö1 sprach mit ihm über seinen aktuellen Abstecher in die Politik, Zugzwang des politischen Systems und Entscheidungen.

Roland Düringer

Mit seinem politischen Kunstprojekt "G!lt" möchte Roland Düringer den Nicht-, Weiß- und Protestwähler eine Möglichkeit anbieten. In seinem neuen Buch stellt er die Bewegung vor.

APA/GEORG HOCHMUTH

Spiegelglatt rasiert und im Anzug

Der Bart ist ab! Als Roland Düringer 2013 ein Aussteigerleben begann, da flocht er sich kleine Holzperlen in den Kinnbart. Gestern Abend jedoch trat er spiegelglatt rasiert vor das Publikum, das in der Thalia-Buchhandlung Wien Mitte in Massen andrängte. Düringer verwandelte sich in blauem Anzug und Krawatte fünf Minuten lang in einen x-beliebigen Parteiobmann, der das Politsprech-Repertoire perfekt drauf hat.

"Wenn es nicht nur eine Vision bleibt für dieses Land, sondern ein ganz, ganz klarer Arbeitsauftrag: Nur dann werden unsere Pensionen nachhaltig gesichert sein, und nur so, meine Damen und Herren, wird Wohnen wieder leistbarer werden."

Düringers Partei "G!lt"

In den nächsten Monaten nämlich wird Düringer zu seiner Kernkompetenz Kabarett zurückkehren, mit dem neuen Programm "Der Kanzler". Gleichzeitig trommelt er für ein ganz reales Projekt als Polit-Quereinsteiger. Davon handelt auch sein neues Buch. Schon vor rund einem halben Jahr hat er angekündigt, mit einer Bewegung namens "G!lt" für die nächsten Nationalratswahlen kandidieren zu wollen. "G!lt" will die Nichtwähler, Weißwähler und Aus-Protest-ungültig-Wähler dazu bringen, gültige Stimmen abzugeben.

Kulturjournal, 14.2.2017

Düringer im Gepräch über die Bewegung "G!lt", Zugzwang des politischen Systems und die Verpflichtung, Möglichkeiten zu nutzen.

"Die Partei braucht man nur rein formal, um überhaupt einen Wahlvorschlag einzubringen; aber die Partei ist nicht der Sinn. Wenn irgendwo in einer Zeitung jetzt steht, 'der Herr Düringer möchte ins Parlament', so hat der Autor die Sache nicht verstanden. Der Herr Düringer will in gar kein Parlament."

Keine Clubzwänge, keine Parteihierarchien

Düringer versteht sich nur als Zugpferd. Sollte seine Partei reüssieren, will er Abgeordnete ins Parlament bringen, die unbehelligt von Clubzwängen und Parteihierarchien einzig nach ihrer inneren Überzeugung handeln. "Nie einen Standpunkt zu vertreten; ja keine eigene Meinung zu haben, weil das könnte mich wieder Wählerstimmen kosten: Das ist nicht Politik! Das kann's nicht sein!"

Trotzdem: Pauschales Politiker-Bashing ist Düringers Sache nicht. "Der Herr Kern, den halt' ich für einen sympathischen gescheiten Menschen, der auch gute Absichten hat. Er hat nur ein Problem: Das ist die SPÖ", so Düringer.

Handeln ist gefragt

Roland Düringer wird gern als verschwurbelter Möchtegern-Vordenker abgetan; der wegen seiner Kritik am Polit-Establishment auch Fans vom rechten Rand anzieht. Doch seine Äußerungen etwa über Flüchtlinge im Buch weisen ihn als Befürworter einer humanitären Haltung aus. Und selbst Plattitüden und Denkfehler im Text täuschen nicht darüber hinweg, dass Düringer besser als manche seiner intellektuell gewandteren Kritiker die Dringlichkeit der Lage versteht.

Wir müssen uns bei Strafe des Untergangs auf vielen Ebenen erneuern, so die Message. Und: Der Einzelne ist verpflichtet, dafür einen Beitrag an Arbeit zu leisten.

Roland Düringer

"Wenn man eine Möglichkeit hat, so ist es eine Verpflichtung, diese zu nutzen."
Roland Düringer

ORF/DREXLER

Hypo-Untersuchungsausschuss

Als Düringer 2014 an den damaligen Finanzminister Spindelegger einen Brief zum Hypo-Debakel schrieb, wurde er zu einem Gespräch eingeladen; in der Folge unterschrieben rund 250.000 Menschen eine Onlinepetition zur Einsetzung eines Hypo-Untersuchungsausschusses.

"Nachdem der Brief veröffentlich worden ist, haben mir so viele Leute auf die Schultern geklopft. 'Na super, Herr Düringer, dass sie den Brief geschrieben haben.' Und ich hab' immer nur gesagt: 'Haben Sie auch schon einen Brief geschrieben?' Und dann kam immer zur Antwort: 'Naja, eh, man sollte ja eh …' Schluss! Tun!"

Service

Roland Düringer, "Meine Stimme gilt! - ... und deine?", Brandstätter Verlag
In den kommenden Tagen ist Düringer mit seinem Buch auf Lesereise. Am Mittwoch (15.2.) zum Beispiel in Baden und heute Abend in Linz.