Sammlung Essl geht an Albertina

Ein dreiviertel Jahr nach der Schließung des Essl-Museums in Klosterneuburg gehen die 6.000 Werke eines der vollständigsten Gesamtbilder der österreichischen Nachkriegskunst als Dauerleihgabe an die Albertina.

Klaus Albrecht Schröder, Thomas Drozda und Karlheinz Essl

Klaus Albrecht Schröder, Thomas Drozda und Karlheinz Essl

APA/ROLAND SCHLAGER

Im Zuge der Turbulenzen um die Baumax-Pleite ist die Sammlung in eine Gesellschaft eingebracht worden, Mehrheitseigentümer ist Hans Peter Haselsteiner, Miteigentümer die Familie Essl.

Mittagsjournal, 16.2.2017

Klaus Albrecht Schröder: Essl am Karlsplatz

Die Albertina könne der Sammlung Essl einen neuen Ausstellungsort bieten: das ehemalige Künstlerhaus am Karlsplatz, das gerade renoviert wird. Die 6.000 Werke seien eine Dimension, die einen eigenen Standort erfordere, so Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder.

Mittagsjournal, 16.2.2017

Klaus Albrecht Schröder im Interview

Warum die Albertina?

Wie passt die Sammlung österreichischer Nachkriegskunst in die Sammlung der Albertina? "Die Albertina hat nicht nur eine Fotosammlung gegründet - durch die Übernahme der ältesten Sammlung der Welt -, sie hat 2007 mit der Klassischen Moderne der Sammlung Batliner ein völlig neues Profil erlangt, das ist jetzt ein weiterer Schritt", so Schröder. Die Sammlung Essl hätte jedes österreichische Museum räumlich überfordert. Man brauche einen neuen Standort und den könne die Albertina betreiben.

"Museen müssen wachsen"

Können staatlich Museen wie die Albertina nur mit privaten Sammlungen bestehen? "Das gilt auch für jedes Weltmuseum: Museen müssen wachsen, sie müssen sich mit der Gesellschaft verändern, alle zehn bis 15 Jahre. Es ist heute der einzige Motor, mit Einzelwerken kommt man nicht zurande. Die spärlichen Mittel der öffentlichen Hand reichen nicht, um Sammlungen angemessen wachsen zu lassen."

Profitiert mehr der Besitzer der Sammlung oder das Museum? Die Übernahme der Sammlung Essl werde das Profil der Sammlung ebenso verändern, wie das Profil der Albertina, so Schröder. Das Stammhaus werde sein Profil behalten, aber an einem weiteren Standort wolle man der zeitgenössischen Kunst ein weiteres Flaggschiff in der Museumslandschaft geben.

Wertsteigerung?

"Das Vorurteil, dass Museen Durchlauferhitzer für Sammlungen sind, ist längst erledigt. Der erste Schritt für sämtliche Schenkungen, Stiftungen waren immer und sind Dauerleihgaben. Für uns ist dieser Schritt der Übernahme der Sammlung Essl bis zum Jahr 2044 ein erster Schritt. Er wird allen Bundesländern zugutekommen." Zusätzlich erhält das Museum 1,1 Mio. Steuergeld. Schröder sei "unendlich dankbar, dass sich der Minister mit diesem Betrag zu dieser Vision bekennt - die Sammlung Essl als eine Sammlung für Österreich zu positionieren."

Untergebracht werde die Sammlung im Wiener Künstlerhaus; aber das spezielle Profil werde in einer eigenen Pressekonferenz mit dem Mäzen Hans Peter Haselsteiner bekanntgegeben werden.