Wiener Festwochen 2017

Der neue Intendant der Wiener Festwochen, Tomas Zierhofer-Kin, hat heute sein mit Spannung erwartetes erstes Programm präsentiert.

Das Programm trägt die Handschrift Zierhofers, wie man sie von ihm als Leiter der Donaufestivals kannte: Noch weniger klassisches Theater als bisher wird es bei den Festwochen 2017 geben; und viele innovative Formen zwischen Performance, bildender Kunst und Popkultur.

Tomas Zierhofer-Kin

APA/GEORG HOCHMUTH

Kunst als aktivistische Strategie

Schon der Ort der Programmpräsentation setzte ein Signal für das neue Profil der Wiener Festwochen. Kein etablierter Kulturspielort wurde gewählt, sondern der Salon von Magdas Hotel nahe dem Prater; dem Hotel, das unter Beteiligung von Flüchtlingen als Sozialunternehmen der Caritas geführt wird.

Leitthemen wie "Das Jahrhundert des Migranten" oder "Artivism", spricht Kunst als aktivistische Strategie, ziehen sich durch das Programm. In dem Sinn stellt Zierhofer-Kin auch Kontinuität her; denn schon unter Markus Hinterhäuser und davor standen die Wiener Festwochen für innovatives, im weiteren Sinn politisches Theater aus der ganzen Welt. Nur dass Zierhofer-Kin stärker in Popkulturen und Subkulturen geht.

Kulturjournal, 16.2.2017

Tomas Zierhofer-Kin im Interview

Peter Brook & Romeo Castellucci

"Es wird ein Programm sein, in dem wir auch neues Publikum mit dem bereits bestehenden Publikum organisch vereinen wollen", so Zierhofer-Kin. Das passe zu einer der am schnellsten wachsenden Städte Europas, die sich demografisch verjüngt, so Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.

Die Klassiker unorthodoxer Bühnenkunst sind nur durch Peter Brook vertreten, und durch den grandiosen Romeo Castellucci; mit seinem neuen Stück "Democracy in America" wird er wohl wieder aktuelle Politik mit einem universellen, überzeitlichen Ansatz zu verbinden wissen.

Starre Sichtweisen verlernen

Für einen "Mondparsifal Alpha 1-8" hosten die Wiener Festwochen den bildenden Künstler Jonathan Meese - nach dessen Zerwürfnis mit Bayreuth - zusammen mit dem Komponisten Bernhard Lang. Eine Reihe von neuen Formaten wird über die nächsten fünf Jahre entwickelt. Wie ein Diskursforum namens "Akademie des Verlernens", wo eingelernte starre Sichtweisen auf Gesellschaft verlernt werden können. Und neue Theaterformen, Installationen, Tanz, Medienkunst verschränken sich im "Performeum".

Das Performeum

"Das Performeum definieren wir als ein temporäres Performance-Museum, eine Geschichte die uns wahnsinnig freut, dass wir am ÖBB-Gelände nahem dem Hauptbahnhof ein Areal gefunden haben, das sehr weitläufig ist. Man muss sich vorstellen, dass man in diesem Performeum immer vom späten Nachmittag bis an den frühen Morgen sich aufhalten kann", sagt der neue Intendant. Und zwei Kuratoren der heurigen documenta haben eine große Ausstellung konzipiert.

Mag sein, dass Tomas Zierhofer-Kin ein älteres, traditionsgewohntes Publikum mit seinem Programm kaum anspricht. Allerdings ist es immer wieder gelungen, das insgesamt aufgeschlossene Festwochenpublikum für Namen und Formen zu interessieren, von denen die wenigsten bis dahin gehört hatten. Das wird auch insofern erleichtert, als weit mehr Veranstaltungen als bisher bei freiem Eintritt und damit niederschwellig zugänglich sein sollen.