Harry Belafonte ist 90

Harold George Bellanfanti, Jr. - bekannt als Harry Belafonte feiert heute seinen 90. Geburtstag. Vor Michael Jackson, vor Prince, vor Tina Turner war er einer der ersten großen schwarzen Superstars.

Doch er wollte sich nie auf ein Metier reduzieren lassen. Seit mehr als 60 Jahren ist er Sänger, Entertainer, Schauspieler und Aktivist. Und ist vor kurzem mitmarschiert gegen Donald Trump.

Harry Belafonte

Der Sänger und Aktivist im Juli 2014

ASSOCIATED PRESS

Morgenjournal, 1.3.2017

Kaleidoskop amerikanischer Zeitgeschichte

Harry Belafontes 90 Lebensjahre gleichen einem farbenprächtigen Kaleidoskop amerikanischer Zeitgeschichte. Die Schauspielerei studierte er gemeinsam mit Marlon Brando, Tony Curtis und Sydney Poitier. Sein Live-Debüt wurde von Charlie Parker und Miles Davis untermalt. Frank Sinatra lud ihn zur Angelobungsfeier von John F. Kennedy. Und das sind nur die Schlaglichter der 1960er Jahre.

Belafonte wuchs im rauen New Yorker Stadtteil Harlem auf. Die Mutter kam aus Jamaica, der Vater aus Martinique. Seine Helden fand er in der unmittelbaren Nachbarschaft - schwarze Ikonen wie Paul Robeson, Jesse Owens, Jackie Robinson oder Joe Louis. Belafonte saugte ihr Selbstbewusstsein auf und machte es zum Eckpfeiler seiner eigenen Arbeit. Die begann als Calypso-Interpret während des Folk-Booms der 1950er.

Vom Perfomer zum Aktivisten

Auch sechs Jahrzehnte nach der Aufnahme des "Banana Boat Songs" ist Belafonte für viele immer noch der Mann hinter dem "Day-O". Das jamaikanische Volkslied sollte das qualvolle Bananenverladen etwas erträglicher gestalten und die nächtliche Schufterei verkürzen. Belafontes luftige Interpretation machte die politische Botschaft des Songs selbst für die paranoide McCarthy-Ära verdaulich.

Für den Freigeist Belafonte ist der Song das Ticket, um seine Überzeugungen breitenwirksam zu artikulieren. Er wandelt sich vom Perfomer zum Aktivisten und sitzt bald als Sprachrohr des schwarzen Amerika mit den Großen am Tisch, wie mit John F. Kennedy.

Freund von Martin Luther King

Für seinen Freund Martin Luther King bezahlt er Gefängnis-Kautionen, gemeinsam organisieren sie den Marsch auf Washington 1963. Fast im Vorbeigehen fördert er die Karrieren von Miriam Makeba, Nana Mousskouri - oder auch Bob Dylan, der 1962 erstmals auf einer Belafonte-LP zu hören war.

Getrieben von seinem Mitgefühl für Unterdrückte stellt sich Belafonte im Lauf der Jahre gegen Kolonialisierung, Apartheid und als UNICEF-Botschafter gegen den Hunger in Afrika.

Samtig verführerisch, smart und mitunter höchst widerspenstig. Harry Belafonte ist mehr als die Summe seiner Begabungen - ein historisches Drehkreuz bei dem politische, gesellschaftliche und kulturelle Fäden zusammenlaufen.