"T2 Trainspotting" - die Fortsetzung im Kino

Das war Cool Britannia: Oasis, Blur und Pulp lieferten den Soundtrack, "Trainspotting" einen Kultfilm und ein Jahr später wurde Tony Blair an die Macht getragen. Die Rede ist von den späten 1990er Jahren. In "Trainspotting" zeigte Regisseur Danny Boyle ebenso schonungslos wie ausgelassen das Leben von vier Junkies in Edinburgh. Ein Instant-Klassiker, den es jetzt in Neuauflage gibt.

20 Jahre später lädt Boyle nun zum Klassentreffen und alle sind gekommen. "T2 Trainspotting" spielt wieder in Schottland, und wieder geht es um die vier Freunde. Die sind nun aber nicht mehr frische 20, sondern 40.

Mann mit gelber Brille

Sony Pictures Releasing GmbH

Morgenjournal, 8.3.2017

Pure Lebenslust

Dass ausgerechnet Mark Renton einmal als Erfolgstyp gelten würde war nicht vorauszusehen. Bisher fanden sich im Lebenslauf des blassen schottischen Antihelden nämlich eher Einträge, die nicht unbedingt als karrierefördernd zu bezeichnen sind: ausgedehnten Drogenkonsum der härteren Gangart und Kleinkriminalität etwa.

20 Jahre nachdem er sich mit der Beute aus einem Heroindeal aus dem Staub gemacht hat, plagt Renton das schlechte Gewissen. Der Junkie von damals trainiert mittlerweile am Laufband im Fitnessstudio und will reinen Tisch machen. Also steigt er in den Flieger und setzt an zur Zeitreise - zurück nach Edinburgh und zurück zu den Freunden, die er betrogen hat.

Veränderung der Akteure

Regisseur Danny Boyle setzt Schlüsselszenen des Originals augenzwinkernd neu auf und erreicht damit zweierlei: Einerseits können so Neueinsteiger ursprüngliche Greatest-Hits-Momente frisch zu erleben. Andererseits - und das ist das Kernthema des Films - erleben Kenner des ersten Teils das kribbelnde Gefühl eines Wiedersehens nach langer Zeit. Wie sehr sich die vier verändert haben oder eben auch nicht, das wäre die Kernfrage so Boyle.

Die damals so fiebrige Grundhaltung zwischen Nihilismus und Hedonismus ist zwar auch 2017 noch da, der Ton aber versöhnlicher. Gesellschafts-, und Konsumkritik von Männern im sogenannten besten Alter klingt dann eben weicher als die polternde Verweigerungshaltung von damals.

Süffig, belebend - im Ton versöhnlicher

Dass "T2" weniger Wucht hat als das Original liegt nicht nur an der Abstumpfung unserer Sehgewohnheiten. Der Ton des Films harmoniert mit der schlichten Feststellung, dass kein 40-Jähriger mehr den Punch eines aufgedrehten 20-Jährigen hat. Der verwegenen Lebenslotterie des Originals folgt also eine Bilanzierung - nüchtern ist das deshalb noch lange nicht. Und unterhaltsam allemal. Ein nostalgischer Tanz, der einfach Spaß macht. Süffig, belebend und alles andere als lauwarmer Nachmittagstee.