Dramatiker Ibrahim Amir im Gespräch

Heikle, ernste und brisante Themen in humorvoll-kritische Theaterstücke zu packen, das kennzeichnet die Arbeit des jungen syrischen Autors Ibrahim Amir.

Mit seiner Ehrenkomödie "Habe die Ehre" hat er 2013 in Wien sein Debüt als Dramatiker gefeiert, großes Aufsehen erregte im Vorjahr die Absetzung der für das Volkstheater geplanten Premiere von "Homohalal". "Stirb, bevor du stirbst" ist der Titel seines jüngsten Stücks, das jetzt zum ersten Mal in Österreich aufgeführt wird - und zwar im kleinen Theater Forum Schwechat. Premiere ist am Donnerstag.

Im Gespräch mit Ö1 spricht der seit 2002 in Wien lebende Autor über Ängste, Humor und über das gegenwärtige Europa.

Kulturjournal, 8.3.2017

"Eine Gesellschaft, die nicht bereit ist, sich zu verändern, scheitert", sagt der Nestroy-Preisträger und ausgebildete Arzt.

Augen zweier verschleierter Frauen

Rolf Bock, Bearbeitung Ewald Buhl

Morgenjournal, 8.3.2017

Des Sohnes fremde Welt

Syrien, das ist weit weg - zumindest für die Alleinerzieherin Sabine, die sich mit ihrer alten leicht dementen Mutter und ihrem Sohn Phillip durch den Alltag kämpft. Als ein Polizist auftaucht und den Verdacht äußert, Philip könnte sich als Dschihad-Kämpfer dem IS angeschlossen haben, macht sie sich gemeinsam mit ihrer Nachbarin und der Mutter auf die Suche nach ihrem Sohn und landet tief verschleiert und inkognito in einer fremden Welt.

Autor Ibrahim Amir: "Es ging nicht um den Dschihadismus, sondern darum, was in der Umgebung von diesen Jugendlichen passiert - Eltern, Schule, religiösen Prediger." Der Titel seines Stücks "Stirb bevor du stirbst", klingt zwar wie ein James-Bond-Streifen, ist aber eine Komödie. Im November - zwei Tage vor den Attentaten in Frankreich wurde sie in Köln uraufgeführt.

Theater Forum Schwechat

"Es gibt eine Gefahr - wir können nicht mehr weggucken und so weiterleben wie vorher; es beeinflusst unsere Lebensweise", sagt Amir. "Es ist wichtig, dass wir uns mit dem Thema beschäftigen, um einen anderen Blickwinkel zu finden", fügt Regisseurin Manuela Seidel hinzu. Sie leitet seit Saisonbeginn das Theater Forum Schwechat, und möchte es mit neuen zeitgenössischen Stücken aus dem Dornröschenschlaf wecken.

"Homohalal"-Premiere in Dresden

Im Volkstheater wurde Amirs Stück "Homohalal" im Vorjahr kurz vor der Premiere abgesetzt. Es spielt in einer fiktiven Zukunft, ehemalige Flüchtlinge und Helfenden treffen da aufeinander und reflektieren selbstkritisch, warum die Welt nicht besser, sondern schlimmer geworden ist. Zu pessimistisch und dystopisch erschien Anna Badora das Stück, die Gefahr einer Instrumentalisierung zu groß. Jetzt wird "Homohalal" doch uraufgeführt, nicht in Wien sondern in Dresden, der Hochburg von Pegida.

"Wir dürfen keine Angst haben"

"Wir dürfen keine Angst haben und wir dürfen die Bühne nicht den Rechten überlassen", sagt Ibrahim Amir. Der syrische Kurde kam vor 15 Jahren nach Wien, weil ihm die Fortsetzung seines Theaterwissenschafts-Studium in Aleppo aus politischen Gründen verboten wurde. In Wien hat er Medizin studiert und arbeitet hauptberuflich als Arzt, doch das Schreiben fürs Theater bleibt seine große Leidenschaft, das Thema Syrien sein Hauptmotiv.

"Stirb, bevor du stirbst" hat morgen Abend im Theater Forum Schwechat Premiere und ist bis Ende März zu sehen.

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Theater Forum Schwechat - Stirb, bevor du stirbst

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