"Galapagos": Mitterer-Uraufführung in der Josefstadt

Auf einer Galapagos-Insel möchten Auswanderer der Zivilisation entkommen und steuern unweigerlich auf eine Tragödie zu. Das auf einer wahren Begebenheit aus den 1930er Jahren beruhende Stück von Felix Mitterer wird am Donnerstag im Theater in der Josefstadt uraufgeführt.

In den letzten Jahren waren dort bereits die Mitterer-Stücke "Jägerstätter" und "Der Boxer" zu sehen.

DarstellerInnen auf der Bühne

MORITZ SCHELL

Morgenjournal, 15.3.2017

Tragödie in der Idylle

Es ist heiß, es stinkt, die Fliegen surren. Und trotzdem haben hier, auf der unwirtlichen Insel Floriana im Galapagos Archipel, der Berliner Arzt und Philosoph Friedrich Ritter und seine Lebensgefährtin Dore Strauch den idealen Platz zum Aussteigen gefunden. Hier führen sie in völliger Einsamkeit ein naturnahes, spirituelles Leben.

Doch dann wird die Idylle gestört - zuerst durch das deutsche Ehepaar Heinz und Margret Wittmer, das hier Zuflucht von der Wirtschaftskrise sucht, und dann erscheint auch noch eine schrille Wiener Baronin mit ihren beiden Liebhabern mit Plänen für ein Luxushotel.

"Jeder behauptet etwas anderes"

Fünf Jahre später im Jahr 1934 sind drei der sieben Menschen tot - zwei weitere spurlos verschwunden. Die mysteriöse Tragödie sorgte damals unter dem Begriff Galapagos-Affäre weltweit für Schlagzeilen und ist bis heute ungeklärt. Die Überlebenden schrieben Bücher und Berichte, jeder aus seinem Blickwinkel.

Felix Mitterer ist durch einen Zeitungsartikel auf die Geschichte gestoßen. "Das jetzt zu lesen war so spannend, weil alle etwas anderes erzählen über die anderen, über die Morde oder Todesfälle, jeder behauptet etwas anderes und das ist spannend am Theater darzustellen."

Vom Scheitern einer Utopie

Aber wie relevant ist dieser nie gelöste Geschichtskrimi vom anderen Ende der Welt für und Hier und Heute? "Ich glaube, dass diese Geschichte könnte genauso gut heute spielen. Die Leute die vor der Wirtschaftskrise fliehen, vor dem Chaos, der Gefahr, die den Lärm und den Irrsinn der Zivilisation satt haben und sich irgendwo anders hin zurückziehen. Hier treffen ganz unterschiedliche Auswanderertypen zusammen", so Mitterer.

Letztendlich erzähle "Galapagos" auch vom Scheitern einer Utopie, meint Regisseurin Stephanie Mohr. "Was es uns erzählt, ist, dass das Paradies nicht existiert, wenn man nicht bereit ist, es in sich selber zu suchen - das heißt man nimmt sich überall selber mit."

Stephanie Mohr ist eine Mitterer Expertin - insgesamt vier seiner Uraufführungen, darunter "Jägerstätter" und "Der Boxer" hat sie schon inszeniert. "Galapagos" sei mit seiner merkwürdigen Struktur, mit seinen vielen Zeit- und Erzählebenen eine besondere Herausforderung. "Er bringt eine merkwürdige Mischung aus großem Realismus und gleichzeitig Situationen, die man in eine theatralische Überhöhung, in Bilder und Emotionen hineinbringen kann."

Mitterers Aussteiger-Trilogie

"Galapagos" ist der zweite Teil von Mitterers Aussteiger-Trilogie, die er im Vorjahr mit dem Stück "Märzengrund" begonnen hat, in dem er die wahre Geschichte eines Bauern erzählt, der sich 40 Jahre auf eine Alm zurückgezogen hat - und die er mit dem Stück "Vomperloch", über ein Versteck für Desserteure im Zweiten Weltkrieg - abschließen möchte. Mit "Galapagos" lässt er das Tiroler Umfeld weit hinter sich - uraufgeführt wird das Stück morgen Abend im Theater in der Josefstadt.

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Theater in der Josefstadt - Galapagos

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