"Oh …" - Jakob Lena Knebl im MUMOK

Die österreichische Performance-Künstlerin Jakob Lena Knebl stellt die Wiener MUMOK-Sammlung neu auf. Sie hat bei Heimo Zobernig Bildhauerei und bei Raf Simons Mode studiert. Im Museum Moderner Kunst wirbelt Knebl Kunst und Mode heftig durcheinander und gestaltet damit ein höchst kulinarisches Museumserlebnis.

Sessel, Ballone, Ausstellungsansicht

Business Class (Plenty Objects of Desire), 1999

MUMOK

Morgenjournal, 16.3.2017

Sabine Oppolzer

Giacometti im Gewand eines Modelabels

Einer langgezogenen Figur von Alberto Giacometti hat sie ein rotes Kleid angezogen, einer elegant geschwungenen Skulptur von Henry Moore ein zerschlitztes Schlabbershirt. Dass Figuren der ehrwürdigsten Künstler des vorigen Jahrhunderts hier als Schaufensterpuppen fungieren, die mit einer Kollektion des Wiener Labels House of the Very Island dekoriert sind, erscheint Jakob Lena Knebel ganz normal: Denn sie hat Mode studiert, weil sie es spannend fand, sich immer neu zu inszenieren.

"Wer will ich denn sein, was ist das erste, was man von mir wahrnimmt? Mode ist für mich so ein Feld der lustvollen Transformation, und Transformation, das gibt es ja in der Kunst auch", sagt die Künstlerin.


Kunst und Design frech durcheinandergewirbelt

Gerade weil die Kunst stets peinlich darauf bedacht ist, sich von der Alltäglichkeit des Design abzugrenzen, ist es erfrischend, hier derart frech Kunst und Design ineinander verschlungen zu sehen. Sehr witzig ist es etwa, wenn man in einem ornamentalen Tapetenmuster Kunstwerke von männlichen Kunstheroen entdeckt. Weil das Design viel erfolgreicher ist als die Kunst, wie Jakob Lena Knebl sagt, holt sie das Design ins Museum.

Und so hat die Künstlerin eine ganze Ebene des MUMOK mit künstlerischen Wohnszenarios aus den 1970er Jahren ausgestattet, eine Zeit des politischen Aufbruchs und der sexuellen Revolution, die modemäßig gerade sehr im Kommen ist. Die Künstlerin selbst erscheint nicht nur in diversen Kostümierungen in Kunstwerken und Tapeten, sie erscheint auch als Avatar in einem digitalen Spiel, das die Besucher und Besucherinnen zu jeder vollen Stunde spielen können.

In dem Spiel pflegt sie einen sehr unorthodoxen Umgang mit den Kunstobjekten der MUMOK Sammlung: Eine spindeldürre Skulptur von Giacometti füttert sie, eine nackte männliche Skulptur schleckt sie ab.

Endlich Leben im MUMOK!

Es ist eine geistreiche und witzige Ausstellung, die auf lustvolle Weise die Frage stellt, wie Identitäten inszeniert werden. Direktorin Karola Kraus war gut beraten, auf die freie Kuratorin Barbara Rüdiger zu hören, die die Idee zu dieser Ausstellung hatte. Mutig vor allem auch, weil das die erste große Museumsschau von Jakob Lena Knebl ist, die ihrerseits aus den Tiefen der MUMOK Sammlung auch viele großartige Neuentdeckungen wie Stephen Prina oder Ettore Spaletti ans Tageslicht gezerrt hat.

Eine köstliche Schau, die man unbedingt gesehen haben muss. Endlich kommt Leben ins MUMOK!

Service

mumok – Oh ... - Jakob Lena Knebl und die mumok Sammlung
17. März bis 22. Oktober 2017