"Islam"-Schau auf der Schallaburg

Morgen wird auf der Schallaburg in Niederösterreich die Ausstellung "Islam" eröffnet. Bis 5. November gibt es neben kostbaren religiösen Objekten zahlreiche Exponate zu sehen, die vom "Islam in Österreich" erzählen. Die Schau versteht sich vor allem als Begegnungsraum zwischen unterschiedlichen Kulturen und Religionen.

Schreibkästchen, Inschrift 1210

Schreibkästchen, Inschrift 1210

Ulf Saupe

Morgenjournal, 17.3.2017

Islam als gesellschaftliches Problem?

Seit dem 11. September 2001 wird "der Islam" zunehmend negativ bewertet, mit Angst, Ablehnung und Problemen verknüpft, mit Begriffen wie "Parallelgesellschaft" belegt, mit Terrorismus und archaischen Gesellschaftsnormen in Zusammenhang gebracht.

Vor diesem Hintergrund fragte sich Kurt Farasin, der künstlerische Leiter der Schallaburg: "Wie können wir an dieses Thema herangehen? Wird es eine historische Ausstellung? Oder eine historische Ausstellung mit Gegenwartsbezug? Während der Arbeit an der Ausstellung überschlugen sich die Ereignisse: Es gab die Anschläge in Paris, die große Flüchtlingswelle. Bald war es klar: Wir wollen über gegenwärtige Fragestellungen an dieses Thema herangehen."

Team hat muslimischen Hintergrund

Hinter der Ausstellung steht ein vielfältiges Team: Wissenschaftler, Sozialarbeiterinnen, Lehrer, Menschen mit unterschiedlichen Berufen. Etwa die Hälfte von ihnen hat muslimischen Hintergrund. Sie stehen dafür, dass diese Schau kein Monolog sondern ein Dialog wird, in dem viele Fragen gestellt und viele persönliche Antworten gegeben werden. Wie Kurt Farasin sagt, soll in dieser Schau niemand überzeugt werden, es gibt keine Richtig und Falsch.

Highlight: ein orientalisches Zimmer

Zu sehen sind kostbare Koranabschriften und man erfährt, dass der rote Halbmond das Pendant zum Roten Kreuz ist. Als eines der Highlights der Schau hat man hier ein orientalisches Zimmer wieder aufgebaut, das eine Wiener Familie, die in den 1870er Jahren viel in den Orient reiste, originalgetreu zusammengetragen hat. Für die unglaubliche Detailgenauigkeit steht etwa ein Pistolenhalter, der einen Aligatorenkopf darstellt.

Arabisches Zimmer, um 1900

Wien Museum/Wolfgang Thaler

Wien als größter Fez-Produzent

Man erfährt auch, dass es im Militär der k.u.k. Monarchie schon 600.000 Muslime gab, die eigene Uniformen mit Fez trugen. Kurioserweise befand sich genau in Wien und rund um Wien die weltgrößte Produktion von Fez. Pro Jahr wurden 6 Millionen Fez produziert und exportiert. Den Niedergang der Produktion in Österreich besiegelte Atatürk 1925, als er das Tragen des Fez und aller anderen orientalischen Kopfbedeckungen in der Türkei verbot. Beschriftet ist die Schau auf der Schallaburg in arabischer, türkischer, deutscher und englischer Sprache.

Service

Schallaburg - Islam
18. März bis 5. November 2017

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