"Wien von oben" im Wien Museum

Das Genre der Stadtdarstellung thematisiert das Wien Museum in der Ausstellung "Wien von oben": Zu sehen sind nicht nur einige der ältesten, größten oder berühmtesten Pläne und Panoramen, sondern auch Modelle von Wien und künstlerische Annäherungen an die Vision der Stadt.

Wien aus der Vogelschau vom Getreidemarkt, 1904

Wien aus der Vogelschau vom Getreidemarkt, 1904

WIEN MUSEUM

Morgenjournal, 20.3.2017

Konstruktion der Vogelperspektive

Der Blick vom Kahlenberg, vom Riesenrad oder, nach 343 Stufen steil bergauf, vom Südturm des Stephansdoms - das gehört zum Pflicht-Programm für Wien-Besucher. "‘Wien von oben‘ war schon immer ein Faszinosum", sagt Elke Doppler, die die Ausstellung gemeinsam mit Sándor Békési kuratiert hat. "Früher, als es noch nicht die Möglichkeit gab, die Stadt vom Ballon oder Flugzeug oder Satellit zu betrachten, hat man die Vogelperspektive konstruiert", durch Vermessung, Projektion und Berechnung.

Prägen Bilder das kulturelle Gedächtnis?

Das Ergebnis sieht man jetzt in der neuen Ausstellung im Wien Museum und vieles mehr: Wien im Panorama und als Grundrissplan, Grafik und Gemälde, als dreidimensionales Modell und nicht zuletzt - Stadterkundungen zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler. Dazu die Fragestellungen: Welche Bilder haben die historischen Gesamtdarstellungen geschaffen? Wie haben sie unsere Wahrnehmung und das kulturelle Gedächtnis geprägt?

Vogelschauplan des Hofmalers

Sándor Békési verweist da auf den Vogelschauplan des kaiserlichen Hofmalers Jacob Hoefnagel aus dem Jahr 1609, der weltweit in nur zwei Exemplaren existiert und der jetzt in der Schau zu sehen ist: "Dieser Plan hat über hundert Jahre lang die Wahrnehmung von Wien geprägt, auch dann noch, als sie bereits ganz anders ausgesehen hat."

Interessensgeleitete Stadt

Die fixen Konstanten: Die Stadt Wien als geschlossenes Ganzes, eingebettet in eine harmonische Landschaft zwischen Wienerwald und Donau mit dem Stephansdom im Zentrum. Stadtansichten sind immer auch interessengleitet, erklärt Sándor Békési, sie spiegeln nicht nur die Technologie und Ästhetik der Zeit, sondern auch Politik und Ideologie.

Überblicken, Symbolisieren & Verwalten

"Geheim halten" heißt denn auch ein Kapitel der Ausstellung, die auf eine chronologische Anordnung verzichtet. Vielmehr werden Begriffe verhandelt wie "Überblicken, Symbolisieren oder Verwalten". Topografische Ansichten stehen da neben neuen künstlerischen Arbeiten zum Thema, historische Wien-Bilder neben digitalen Plänen.

Besucher kreieren "Wien-Karte der Gefühle"

Eine neue analoge Wien-Karte soll im Rahmen der Schau erarbeitet werden - mit tätiger Mithilfe der Ausstellungsbesucher/innen, die auffordert werden, sich in eine "Wien-Karte der Gefühle" einzuschreiben.

Service

Wien Museum - Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick
23. März bis 17. September 2017