Ein Mann und eine Frau blicken auf das Meer (Buchcover, Ausschnitt)

Hoffmann und Campe

Für dich würde ich sterben

Unveröffentlichte Fitzgerald-Erzählungen erschienen

F. Scott Fitzgerald ("Der große Gatsby") zählt zu den größten Schriftstellerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Nun sind bisher unveröffentlichte Erzählungen des 1940 verstorbenen US-Autors unter dem Titel "Für dich würde ich sterben" in Buchform erschienen. Sie erlauben einen neuen Blick auf das Leben und Schaffen des Romanciers.

Morgenjournal, 11.4.2017

Der gefallene Engel des Jazz-Age

Die wilden zwanziger Jahre waren F. Scott Fitzgeralds große Zeit. Gemeinsam mit seiner Frau Zelda machte er die Nacht zum Tag, der Champagner floss in Strömen und die teuersten Hotels waren für das Hochglanzpaar gerade gut genug. Leisten konnte sich Fitzgerald dieses Jet-Setter-Leben, weil ihm die Zeitungen für seine Geschichten exorbitante Honorare zahlten. Auf heutige Verhältnisse umgerechnet brachte ihm eine einzige Geschichte bis zu 50.000 Dollar ein.

Doch mit den 1930er Jahren, und aus denen stammen fast alle der im aktuellen Band "Für dich würde ich sterben" gesammelten Geschichten, kam es zum Absturz, nicht nur der Weltwirtschaft, sondern auch des einstigen Partytigers. Fitzgerald hatte sich neue Themen erschlossen, doch von denen wollten die Leser nichts wissen.

Stefan Brandt, Amerikanist und Fitzgerald-Experte an der Universität Graz: "In den 30er Jahren, die ja von der großen Depression überschattet waren, stand dem Publikum der Sinn eher nach Ablenkung. Das ist jetzt die Zeit der Musicals oder von Filmen wie ‚Vom Winde verweht‘, die doch eher eskapistisch sind. Und das erklärt, warum die vorliegenden Texte damals einfach nicht auf Gegenliebe gestoßen sind."

Geld oder (Künstler-)Leben

Fitzgerald geriet damit in einen Zwiespalt. Zelda war wegen psychischer Probleme in einem Sanatorium gelandet, und ihre Behandlung verschluckte Unsummen. Er musste also Geld hereinbringen, war gleichzeitig aber immer weniger bereit, künstlerische Kompromisse einzugehen.

Stefan Brandt: "Die titelgebende Geschichte 'Für dich würde ich sterben' ist auch deshalb nicht veröffentlicht worden, weil sich Fitzgerald geweigert hat, das zentrale Motiv des Selbstmords abzuschwächen. Er war da durchaus störrisch, wenn es darum ging, die Themen seiner Geschichten beizubehalten und das hat ihn Kopf und Kragen gekostet."

Im Sinne des Erfinders

Die sieben unveröffentlichten Texte, die erst 2012 im Fitzgerald-Nachlass gefunden wurden, stellen also mitnichten schwache Arbeiten Fitzgeralds dar, sondern waren ihm umgekehrt so wichtig, dass er sie nur in der vorliegenden Form freigeben wollte und damit einfach gescheitert war.

Umso schöner, so Fitzgerald-Experte Stefan Brandt, dass die Herausgeberin Anne Margaret Daniel bei der Edition der Texte mit derselben Kompromisslosigkeit wie Fitzgerald ans Werk gegangen ist: "Sie schreibt, dass sie eine Art Dialog mit Fitzgerald geführt und alle seine Wünsche berücksichtigt hat - auf mich wirkt das sehr überzeugend."

Zuerst auf Deutsch, dann erst im Original

So lassen sich im vorliegenden Erzählband nicht nur für Fitzgerald ungewohnte Figuren und Tonlagen entdecken, der ausführliche Anmerkungsapparat bietet zudem neue Einblicke in die Biografie und Aha-Erlebnisse was die Entstehung seiner Texte betrifft.

"Für dich würde ich sterben", dieser Erzählband mit bislang unveröffentlichten Kurzgeschichten von F. Scott Fitzgerald erscheint, weil der deutsche Hoffmann-und-Campe-Verlag sich die Weltrechte gesichert hat, bereits heute in deutscher Übersetzung und erst in zwei Wochen im amerikanischen Original.

Gestaltung: Wolfgang Popp

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F. Scott Fitzgerald, "Für dich würde ich sterben", Erzählungen, Hoffmann und Campe

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