Jonathan Meese

APA/HERBERT NEUBAUER

Wiener Festwochen

Jonathan Meese: "Parsifal ist Meese"

Bei den Wiener Festwochen inszeniert Jonathan Meese Bernhard Langs Weltraumoper "Mondparsifal Alpha 1-8". Ein Gespräch über Muttersöhne, Bayreuth und den perfekten Künstler Parsifal.

Kulturjournal, 8.5.2017

Durch Naivität und Liebe

Am 12. Mai beginnen die Wiener Festwochen, zum ersten Mal unter der Leitung von Thomas Zierhofer-Kin. Der ehemalige Leiter des Donaufestivals will den Festwochen ein jugendlicheres Gesicht verpassen: mit einer "Akademie des Verlernens", "antifaschistischen Ballettschuhen" oder einem "Archiv der Zukünfte". Einer der Kunststars, der Bühne und Kostüme für den "Parsifal" gestalten soll - neu komponiert von Bernhard Lang -, ist Jonathan Meese: Berserker, Genie, Enfant terrible.

Mittagsjournal, 27.4.2017

Jonathan Meese, mit langen Haaren in schwarzer Trainingsjacke mit weißen Streifen, sagt: Parsifal, sei der perfekte Künstler. Parsifal sei Meese. "Parsifal ist auf mich zugeschrieben. Parsifal ist der naive Künstler, der eine Aufgabe zu lösen hat, er löst sie durch Naivität und Liebe. Danach bleibt er so naiv, wie er war - das ist die Rolle des Künstlers, die da beschrieben wird. Eine supertolle Geschichte, die nur bisher falsch interpretiert wird."

"In Bayreuth können sie Kunst nicht ertragen"

2014 hätte Meese den Parsifal von Richard Wagner bereits in Bayreuth inszenieren sollen, wurde dann aber wegen angeblicher Kostenfragen hinausgeworfen. "In Bayreuth sollte ich am Anfang Kunst machen. Dann sagten sie, nee lieber Kultur, dann nee lieber Politik, dann nee lieber Religion und als sie merkten, der Meese kann das alles gar nicht, der Meese kann nur Kunst machen, da musste ich gehen. Die konnten Kunst nicht ertragen, die wollten nur die Vergangenheit. Und Kunst ist die Zukunft, da muss man Risiko eingehen, liebevoll sein und lachen, und sich überfordern. Die überfordern sich in Bayreuth überhaupt nicht."

Positives Muttersöhnchen

Jonathan Meese wird in Wien verantwortlich sein für Regie, Bühnenbild und Kostüme. Auf der Bühne präsent sein wird aber seine Mutter, eine 85-jährige Dame, die eine Konstante in seinem Kunstschaffen darstellt. "Es geht um Mutter, Mutter, Muttersöhnchen. Ich bin auch ein Muttersöhnchen. Das ist doch positiv! Es wird aber immer so negativ gesehen. Ich bin positives, zukünftiges Muttersöhnchen! Das ist gut so. Es wird immer Mütter geben: Mutter Erde, Mutter des Kosmos, Kundri, die Urmutter in dem im Stück, Mutter von Parsifal, Herzeleide, der Kreislauf des Lebens und des Schönen. Dann gibt es noch Daddy cool, der für jeden Vater steht und für meinen Vater, und dann noch das Kind, das bin ich."

"Nichtprofi unter Profis"

Ist es möglich, eine Oper zu inszenieren, wenn man keine Noten lesen kann? Ja, sagt Jonathan Meese für die Musik sei ja der Komponist Bernhard Lang verantwortlich. "Es gibt ganz viele Menschen, die können Noten lesen, sie können aber der Kunst nicht dienen, weil sie Politiker sind oder religionssüchtig. Ich bin hier eingeladen, als Nichtprofi mit Profis was Geiles Neues zu machen. Bernhard Lang hat die Musik geschrieben und den Parsifal in die Zukunft geballert. Ich überlaste mich total, das ist Kunst: zu nerven und sich nerven zu lassen."

Jonathan Meese für das Spielerische in der Kunst. Man darf sich auf ein spannendes Experiment bei den Wiener Festwochen freuen. Premiere ist am 4. Juni.

Service

Wiener Festwochen – Mondparsifal Alpha 1-8 (Erzmutterz der Abwehrz)

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