Hanna Bachmann

NANCY HOROWITZ

Hanna Bachmann, Klavier

Kirill Petrenko sprach von ihr als einer "gereiften Persönlichkeit am Klavier". Die 1993 in Feldkirch geborene Pianistin Hanna Bachmann beendete eben ihr Master-Studium an der Universität Mozarteum Salzburg, ihre Reife bewies sie jedoch weit vor ihrem Abschluss. Zuletzt etwa mit ihrer Debüt-CD, auf der sie sich Werken u.a. von Leos Janacek und Viktor Ullmann widmete.

Was ist Kunst?

Meiner Auffassung von Kunst zufolge ist sie der Versuch eines Menschen (oder einer Gruppe), bestimmte Inhalte, die oft nicht einfach in Worte gefasst werden können, mithilfe bewusst eingesetzter Mittel und Fertigkeiten auszudrücken. Die Intention dahinter ist zumeist, andere Menschen zu berühren und oft auch mehr Fragen als Antworten aufzuwerfen. Das Zitat von Victor Hugo “Die Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist, zu schweigen” bringt es meiner Meinung nach auf den Punkt und trifft nicht nur auf die Musik, sondern auf Kunst generell zu.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Ich stamme nicht aus einer Musikerfamilie, durfte aber schon sehr früh mit in Konzerte gehen, was ich sehr spannend und aufregend fand. Auf die musikalische Früherziehung folgte dann ganz traditionell der Blockflötenunterricht und schließlich auf mein Drängen hin der erste Klavierunterricht, den ich von Anfang an über alles liebte.

Kommt Kunst von können, wollen oder müssen?

Ich glaube, dass das Bedürfnis, das Wollen, sich künstlerisch auszudrücken so stark ist, dass es zur Notwendigkeit, also zum Muss, wird. Dazu bedarf es natürlich gewisser ‘handwerklicher’ Fertigkeiten, der Ursprung wurzelt allerdings (zumindest für mich) im Wollen.

Wo würden Sie am liebsten auftreten?

Natürlich gibt es Konzertsäle wie beispielsweise den Wiener Musikverein, um einen zu nennen, von denen wohl jeder Musiker träumt. Ich bin allerdings der Meinung, dass es, viel mehr als um die Örtlichkeit, um die Musik an sich und die Verbindung und Beziehung geht, die man in dem Moment zum Publikum aufbaut. Diese oft sehr besonderen Momente erreicht man öfter in kleineren Sälen, da die Atmosphäre sehr persönlich und viel intimer ist.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Als Pianistin ist man ja weitestgehend unabhängig und arbeitet alleine, was ich einerseits sehr schätze, wodurch andererseits aber leider oft der künstlerische Austausch mit anderen zu kurz kommt. Umso mehr genieße ich deshalb Liedbegleitung und Kammermusik und empfinde die Zusammenarbeit mit anderen Musikern im Allgemeinen als Bereicherung. Ein Traum wäre es natürlich, einmal gemeinsam mit Kirill Petrenko auf der Bühne stehen zu dürfen - ich durfte ihn ja schon kennenlernen und bin von ihm als Musiker, aber auch als Person zutiefst beeindruckt.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

Das ist nicht so einfach zu beantworten. Kunst steht einerseits natürlich für sich und sollte sich nicht in erster Linie nach den Wünschen des Publikums richten, andererseits richtet sie sich aber an Menschen und muss so bis zu einem gewissen Grad "gefallen". Die Herausforderung ist es wohl, den Spagat zwischen der Treue zur Kunst und zu sich selbst als Künstler und der Notwendigkeit, Publikum anzusprechen, um in der Lage zu sein, die Kunst weiter auszuüben, zu schaffen.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Im Prinzip kann es kein Zuviel an Kunst geben, aber ich denke, dass es vor allem für junge Künstler/innen immer schwieriger wird, sich einen Platz in der Musikwelt zu "erkämpfen", weil es schlicht und einfach extrem viele gut ausgebildete Musiker/innen auf dem Markt gibt. Gerade das Verhältnis Musiker - Publikum wirkt oft sehr unausgeglichen, aber es gibt ja glücklicherweise immer mehr Projekte und Formate, deren Ziel es ist, explizit jungen Menschen einen Zugang zur Klassik zu eröffnen.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Definitiv für Bücher und CDs.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich wäre gerne in einer Position, die es mir erlaubt, mit und von der Musik leben zu können und alle möglichen neuen Erfahrungen zu sammeln - primär im Konzertleben, aber auch das Unterrichten reizt und interessiert mich sehr.

Haben Sie einen Plan B?

Natürlich habe ich ein paar Szenarien im Kopf, aber ich versuche, mich auf Plan A zu konzentrieren.

Wann und wo sind Sie das letze Mal unangenehm aufgefallen?

Das habe ich bereits erfolgreich aus meinem Bewusstsein verdrängt.

Wollen Sie die Welt verändern?

Ich denke, jeder Mensch beeinflusst schon allein mit seinem Dasein den Lauf der Welt. Wir als Musiker/innen bzw. Künstler/innen erreichen mit der Musik (im Idealfall) viele Leute und bewegen und verändern dadurch ihr Leben und die Welt - in diesem Sinne ist dies mein größter Wunsch.