Sieglinde Feldhofer als "Christel" und Cornelia Zink als "Kurfürstin Marie"

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60-Jahr-Jubiläum

Seefestspiele Mörbisch: "Der Vogelhändler"

Mit dem Operettenklassiker "Der Vogelhändler" von Carl Zeller begehen die Seefestspiele Mörbisch heuer ihr 60-Jahr-Jubiläum. Was 1957 unter Kammersänger Herbert Alsen auf einer rohgezimmerten Bühne im Schilf des Neusiedlersees begonnen hat, entwickelte sich zur europaweit größten Arena für die leichte Muse. Zuletzt hat die deutsche Sopranistin Dagmar Schellenberger die Seebühne geleitet. Mit der heutigen Premiere des "Vogelhändlers" beginnt ihre letzte Spielsaison.

Morgenjournal, 7.7.2017

Eva Hillinger

Die Imster "Vogler", die im 19. Jahrhundert mit ihrer gefiederten Ware durch ganz Europa zogen, waren das Vorbild für die bekannteste Operettenfigur von Carl Zeller. Und der Innsbrucker Tenor Paul Schweinester kann heute Abend bei seinem Auftrittslied als Vogelhändler Adam original Tiroler Dialekt einsetzen. Damit hat es sich dann aber schon mit der Urwüchsigkeit bei dieser Inszenierung des Deutschen Axel Köhler. Das Bühnenbild ist wie ein knallbuntes Pop-up-Bilderbuch gestaltet, mit einer riesigen Kuckucksuhr als zentralem Element.

https://www.instagram.com/p/BRn9QjmFT0K/" style=" color:#c9c8cd; font-family:Arial,sans-serif; font-size:14px; font-style:normal; font-weight:normal; line-height:17px; text-decoration:none;" target="_blank">Ein Beitrag geteilt von Seefestspiele Mörbisch (@seefestspiele_moerbisch) am

Besuchereinbruch

Den Dimensionen der Seebühne und den Vorlieben des Publikums folgend haben Axel Köhler und sein Choreograf Mirko Mahr die Operette mit Tanzeinlagen angereichert. Ballett, Ausstattung und Kostüme sind in Mörbisch zwar wichtige Kriterien für den Erfolg, aber dass das nicht immer funktionieren muss, erwies sich im Vorjahr bei Paul Abrahams Revueoperette "Viktoria und ihr Husar". Trotz Glitzerroben und einem Überangebot an blinkenden Showtreppen kamen nur knapp über 100.000 Zuschauerinnen und Zuschauer.

Axel Köhler

Axel Köhler

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Ausbau unter Serafin

Ein Tiefschlag für Intendantin Dagmar Schellenberger, die 2013 die Nachfolge von Harald Serafin antrat. "Mr. Wunderbar" hat Mörbisch zum "Mekka der Operette" gemacht, mit bis zu 220.000 Gästen pro Saison. In den 20 Jahren seiner Intendanz erwirkte Serafin den Ausbau der Tribühne auf erst 4.200, dann auf über 6.000 Sitze. Ab 2005 sind die Besuchszahlen aber stetig zurückgegangen. Dagmar Schellenbergers Herausforderung war es, diese Tendenz umzukehren.

Ausverkauft sei jedenfalls schon die heutige Premiere und auch der Vorverkauf für die übrigen 20 Vorstellungen laufe zufriedenstellend, freut sich die scheidende Intendantin. Dass ihr Fünfjahresvertrag nicht, wie bei ihrem Vorgänger üblich, automatisch verlängert wurde, ist einer neuen Organisationsstruktur innerhalb der landeseigenen Festspielbetriebe gedankt.

Peter Edelmann

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Peter Edelmann

Intendanz vor Antritt zurückgelegt

Der Neu-Ausschreibung folgte ein Hearing, aus dem der Theatermacher und "Kaisermühlen Blues"-Darsteller Gerald Pichowetz als Erstgereihter hervorging. Er hat aber die Intendanz der Seefestspiele Mörbisch noch vor Dienstantritt wieder zurückgelegt - wegen unterschiedlicher künstlerischer Auffassungen, wie SPÖ-Kulturlandesrat Helmut Bieler verlauten ließ.

Den an Publikumsschwund leidenden Festspielkarren soll jetzt der Zweitgereihte Peter Edelmann wieder flott machen. Der Sänger und Gesangslehrer an der Musikuniversität Wien tritt nur als künstlerischer Direktor an und wird in kaufmännischen Dingen von einem Team unterstützt. Die Stückauswahl für nächstes Jahr zeigt, dass man auf Nummer Sicher gehen will. Mit Kalmans "Gräfin Mariza" kann man auf der Seebühne auch alle Klischees von Pusztaromantik und pannonischem Lebensgefühl bedienen.

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