Peter Härtling

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Nachruf

Schriftsteller Peter Härtling gestorben

Der Schriftsteller Peter Härtling ist tot. Der vielfach ausgezeichnete deutsche Autor ist am Montag im Alter von 83 Jahren nach kurzer, schwerer Erkrankung gestorben.

Kulturjournal, 10.7.2017

Kristina Pfoser

Sein Lebensthema sei der Umgang mit Erinnerung, sagte Peter Härtling einmal. Unter dem Titel "Leben lernen" schrieb er seine Erinnerungen nieder. "Sie wären fast mein Vermächtnis geworden", sagte Härtling damals. Kurz vor dem Erscheinen des Buches, kurz vor seinem 70. Geburtstag, hatte er einen schweren Herzinfarkt und einen Gehirnschlag erlitten. Die Sätze am Ende des Buches klangen prophetisch: "Es treten auch Schmerzen auf, die ich vorher nicht kannte. Sie gehören dem Ich, das ich noch werde."

"Das tun, worin ich steckte"

Begonnen hat Peter Härtling seine Laufbahn als Volontär bei der "Nürtinger Zeitung", später dann war er Redakteur bei der "Deutschen Zeitung", Mitherausgeber der Berliner Zeitschrift "Der Monat“ und Cheflektor beim Verlag S. Fischer. Im November 1973, an seinem 40. Geburtstag beschloss Peter Härtling, als freier Schriftsteller zu leben.

Das zu tun, worin ich steckte, was zu mir gehörte, was ein Teil meiner Haut und meiner Seele war - das war für Peter Härtling so etwas wie ein Lebensmotto. 1953 hat Peter Härtling mit Gedichten debütiert, 1964 war dann das Leben des Nikolaus Niembsch, besser bekannt als Nikolaus Lenau, der Ausgangspunkt für seinen Roman "Niembsch oder der Stillstand".

Variation eines Themas

"Thematisch begann damit auch mein Prosaleben. Kierkegaard, der Begriff der Wiederholung, der Begriff der Projektion, der Wiederkehr - dies alles ist für mich nicht zu Ende, solange ich schreiben werde. In diesem Grundmuster habe ich’s zum ersten Mal versucht", sagte Härtling in einem Interview.

Dieses Grundmuster hat Peter Härtling in allen seinen Arbeiten beibehalten: in Romanen wie "Zwettl", "Nachgetragene Liebe", "Herzwand" oder "Felix Guttmann" ebenso wie in seinen Biografien über Hölderlin, Mörike oder Franz Schubert. Seine literarische Arbeit, so Peter Härtling, ist die Variation eines Themas.

Was bedeutet unsere Erinnerung? Ist Erinnerung nur etwas, was Vergangenes meint, oder erinnert Erinnerung nicht auch das, was sein wird.