Sybille Bauer

ORF/URSULA HUMMEL-BERGER

Sybille Bauer, Zeitbasierte Medien

Sybille Bauer, geboren 1989, studiert "Zeitbasierte Medien" an der Kunstuniversität Linz. Sprache und Text sind wichtige Instrumente in ihrer künstlerischen Arbeit. Mittels Aneignung und Re-Inszenierung von Textfragmenten - sei es ein Bibelzitat, das Krankheitstagebuch ihres verstorbenen Vaters oder Oral History - versucht sie Erzählungen in ein neues Licht zu rücken. Die experimentelle Arbeitsweise und ihr feministischer Zugang erlauben ihr einen intimen Blick auf das Innenleben ihrer Protagonistinnen zu werfen.

Was ist Kunst?

Kunst ist etwas sehr Persönliches. Für mich bedeutet Kunst von jemanden kreierte, erschaffene Situationen, die mich nachhaltig bewegen. Kunst eröffnet mir neue Perspektiven auf Dinge, Umstände, Objekte, Beziehungen. Sie ist im besten Fall unbequem, sodass ich mich noch lange nach dem unmittelbaren Wahrnehmen mit ihr beschäftigen muss. Kunst erschafft Diskurse. Kunst macht mir Dinge sichtbar, die mir im Trott des Alltags unsichtbar sind. Kunst ist ein Spiegel, der mich selbst neu sehen und hinterfragen lässt.

Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Meinen ersten Impuls zur Kunst hat mir bereits als kleines Kind mein Vater gegeben. Er hat Kunst gesammelt, aber nicht um des Geldwertes wegen. Sondern um Künstler/innen zu unterstützen, welche zu Freund/innen wurden. Er hat mich immer künstlerisch gefördert und schon als kleines Mädchen mit mir über seine und meine Wahrnehmung von Bildern gesprochen.

Als Jugendliche wollte ich dann Tänzerin werden, bis mein Körper nicht mehr mitmachte. Danach verschlug es mich nach London um meine Sinnkrise zu bewältigen. Was mache ich jetzt mit meinem Leben? Da kam mir die Idee einen performativen Experimentalfilm zu drehen. Das war der Anfang.

Kommt Kunst vom können, müssen oder wollen?

Vom Müssen. Ich empfand Kunst zu machen nie als Entscheidung.

Wo würden Sie am liebsten ausstellen?

Das kommt auf die künstlerische Arbeit an. Die künstlerische Arbeit und der Raum, in dem sie gezeigt wird, ergänzen sich im besten Fall und werden gemeinsam zu einem neuen Etwas.

Mit wem würden Sie gerne zusammenarbeiten?

Das weiß ich immer erst in dem Moment, in dem ich die Person kennenlerne. Oder sie neu kennen lerne. Aber dann weiß ich es sofort.

Wie viel Markt verträgt die Kunst?

So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Und wie viel Kunst verträgt der Markt?

Am besten ganz viel.

Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Für ein paar 16mm-Filmrollen damit ich mit ihnen und meiner Bolex ans Meer fahren kann und die Rollen verschießen darf.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Wo auch immer ich sein werde.

Haben Sie einen Plan B?

Plan Bs gibt’s viele: Alle neuen Kunstprojekte.

Wann und wo sind Sie das letzte Mal unangenehm aufgefallen?

Ich weiß nicht, aber ich ecke erstaunlich oft an. Zumindest dann wenn ich mich nicht in meinem warmen Kreis von Freund/innen und gut gesonnenen Kolleg/innen bewege. Ansonsten muss ich nämlich immer meinen Mund aufmachen und meinen Gerechtigkeitssinn ausleben. Das war übrigens als kleines Kind schon so.

Wollen Sie die Welt verändern?

Jede/r verändert die Welt. Jede/r macht es nur anders. Ich möchte mit meiner Kunst Unbequemes ansprechen und Menschen bewegen. Wenn ich das geschafft habe, bin ich glücklich.